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Schlierenzauers sensationeller Sieg

Heute Redaktion
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Es war ein Krimi bis zur letzten Minute. Als Vorletzter flog der Norweger Anders Jacobsen auf unglaubliche 139,0 Meter und lehrte damit dem Favoriten Gregor Schlierenzauer noch einmal das Fürchten. Doch Schlieri setzte sich nach seinem 137,0-Meter-Sprung die Krone auf und holte sich den Tages- und den Tourneesieg!

Es war ein Krimi bis zur letzten Minute. Als Vorletzter flog der Norweger Anders Jacobsen auf unglaubliche 139,0 Meter und lehrte damit dem Favoriten Gregor Schlierenzauer noch einmal das Fürchten. Doch Schlieri setzte sich nach seinem 137,0-Meter-Sprung die Krone auf und holte sich den Tages- und den Tourneesieg!

Die ersten Gratulaten: Die Norweger, die bewiesen, wie sich ein toller Sportsmann zu benehmen hat. Wir Österreicher haben allerdings noch einen zweiten Helden, den es sich zu bewundern lohnt. Stefan Kraft flog 131 Meter und schaffte in seinem erst dritten Weltcupbewerb einen Stockerlplatz.

20.000 Fans jubelten dem Sieger zu

Gregor Schlierenzauer stand jubelnd im Bischofshofener Regen und genoss das Bad inmitten der 20.000 Fans. Einen Tag vor seinem 23. Geburtstag fixierte der Tiroler mit 13,0 Punkten Vorsprung auf den Norweger Anders Jacobsen seinen zweiten Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee und den fünften eines ÖSV-Skispringers in Serie. Damit nicht genug, feierte der erfolgreiche Titelverteidiger zum Abschluss der 61. Auflage auch noch seinen insgesamt 45. Weltcupsieg, den neunten bei der Tournee. Lokalmatador Stefan Kraft holte als Dritter seinen ersten Podestplatz.

Ein Sieg fehlt auf Allzeit-Besten

In Bischofshofen, einer Fliegerschanze, ließ sich Schlierenzauer als ÖSV-Solist in der Tourneewertung den Vorsprung von 10,7 Punkten nicht mehr nehmen. Zur Halbzeit mit 133 Metern um 0,8 Zähler vor Jacobsen Spitze, musste er im enorm spannenden Finale eine Sonderleistung zeigen. Denn der Herausforderer legte die Bestweite von 139 Metern vor - Schlierenzauer konterte mit 137,5 Metern. Das reichte, um den neuerlichen Coup perfekt zu machen. Nach dem 45. Sieg fehlt nur noch ein Erfolg auf die Bestmarke des Finnen Matti Nykänen.

Hut ab vor Jacobson

Jacobsen stand mit Tom Hilde, dem Gesamt-Dritten, im Auslauf und klatschte Schlierenzauer Beifall. Der Fulpmer, der von seiner Familie und Freundin Sandra angefeuert wurde, hatte gewusst, dass er weit fliegen müsste. "Unter extremem Druck reifen erst die richtig großen Diamanten", erklärte der Weltmeister. "Es ist unglaublich, das alles zu fassen, wird noch einige Zeit dauern. Wenn wir heute nicht feiern, dann weiß ich nicht ..."

Die Prämie von 56.000 Franken (rund 46.500 Euro) inklusive der 16.600 Euro für den Gesamtsieg war für den Preisgeld-Millionär nicht mehr als ein Zubrot.

"Habe in der Luft gekämpft"

Den ersten Sprung hatte Schlierenzauer nicht ganz perfekt erwischt. "Ich war beim Absprung zu spät dran, aber ich habe super gekämpft in der Luft und noch alles herausgeholt", sagte der Weltmeister, der an gleicher Stelle schon bei seinem Debüt 2007 gewonnen hatte. Jacobsen war auch diesmal Zweiter, doch anders als vor sechs Jahren hatte der Österreicher diesmal das bessere Ende für sich.

Der vom Tiroler Alexander Stöckl trainierte Jacobsen wirkte dennoch nicht enttäuscht. "Ich bin glücklich, ich hatte viel Spaß auf den Schanzen. Ziel habe ich nur eines gehabt und das halte ich auf dem Arm", sagte der 27-jährige Vater des knapp zweijährigen Isak.

Seite 2: Fettner-Horrorsturz in der Quali!

Das war die Quali:

Es war nichts für schwache Nerven, was da bei der Qualifikation zum Bischofshofen-Springen geschah - und es ging Schlag auf Schlag. Während Stefan Krafts Zischenführung ging Denis Kornilov an den Start, erwischte den Absprung etwas zu spät und flog trotzdem solide den Berg hinab. Bei der Landung fuhr sich Kornilov jedoch mit dem linken unter den rechten Ski und riss sich selbst die Beine weg. Er kam aus eigener Kraft nicht mehr auf die Beine und musste per Trage abtransportiert werden. Es besteht der Verdacht auf eine Schulterverletzung.

Während der Schock den Anwesenden noch ins Gesicht geschrieben stand, qualifizierte sich Andreas Wank mit 127 Metern, nach ihm schmierte Maciej Kot bei 120 Metern ab. Dann der nächste Schock: Manuel Fettner hatte kurz nach dem Absprung Schwierigkeiten in der Luft, kann sich aber fangen. Doch bei der Landung löste sich die Bindung des rechten Skis und Fettner knallte mit dem rechten Ellbogen hart in den Schnee. Betreuer stürmten heran, Fettner wand sich unter Schmerzen am Boden und wurde ebenfalls per Trage abtransportiert. Bei ihm glauben die Ärzte, dass er sich einen Ellbogen-Bruch zugezogen hat.

Die Abstürze der Favoriten

Nach den Stürzen gingen die Favoriten über die Schanze. Michael Neumayer (137 Meter) wurde direkt nach seinem Sprung von Wolfgang Loitzl (132 Meter, aber bessere Noten) von der Spitze verdrängt. Da wusste jedoch noch niemand, dass Loitzl Erster bleiben sollte. Als Viertletzter ging sschließlich Jacobsen in die Spur - und landete bei "nur" 130,5 Metern. Anders Bardal (121 Meter) und Severin Freund (126 Meter) machten schnell Platz für Leader Gregor Schlierenzauer.

Doch statt in den Wirren der Qualifikation Sicherheit mit einem guten Sprung zu sammeln, misslang Schlierenzauer sein Sprung komplett. Bei der Landung zeigte das Ranking nur den 37. Rang bei Schlierenzauers 122-Meter-Sprung an. Die Favoriten hatten wegen der offenbar kurz vor ihrem Absprung ausbrechenden Spur Probleme. Spannung ist bei der Entscheidung in Bischofhofen also garantiert.