Die hochalpine Gletscherlandschaft verändert sich durch die fortschreitende Erderwärmung rasant. Auf dem Dachstein hat die Eisschmelze nun das Gerippe eines längst vergessenen Schleppliftes freigelegt. In den überwiegend hölzernen Trümmern fand sich auch ein altes Ticket für eine Fahrt ("Preis laut Tarif") am Hunerkogel.
Der Fund erstaunt selbst die heutigen Betreiber der Planai-Hochwurzen-Bahnen. "Diese Anlage dürfte Ende der 1960er, Anfang der 70er in Betrieb gewesen sein", schildert Geschäftsführer Georg Bliem der "Krone" und "Kleinen Zeitung". Auch er hatte erst bei einem ehemaligen Betriebsleiter nachfragen müssen.
Vieles bleibt jedoch Spekulation: "Wahrscheinlich war der Lift ausschließlich für den Sommerbetrieb vorgesehen. Damals konnte man noch im Juni und Juli am Gletscher Skifahren". Anhand des Fundortes am Hallstätter Gletscher vermutet die Bergbahnbetreiber, dass die Anlage Skifahrer in Richtung der Dirndln, der markanten Doppelspitze nahe der modernen Gletscherbahn-Bergstation, gezogen hatte. "Eventuell wurde er für Trainingszwecke genutzt".
Die freigelegten Trümmer wurden inzwischen eingesammelt. Bliem rechnet nicht damit, dass noch weitere Teile des alten Lifts auftauchen: "Weiter oben ist nichts mehr".
Doch wie konnte der alte "Gletscherlift" einfach so verschwinden? Die Antwort ist einfach: Früher waren die Winter deutlich schneereicher. Rund 8 bis 10 Meter Neuschnee in der Saison waren am Dachstein normal. Offenbar war die Anlage nicht rentabel genug, um den Aufwand ihres Betriebs und der jährlichen Freilegung zu rechtfertigen.
Heute ist das ganz anders. Der Hallstätter Gletscher hat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1920 schon 784 Meter an Länge eingebüßt, ist auch dünner geworden. Da im vergangenen Winter auch nur 2 bis 3 Meter Neuschnee gefallen sind, ist die schützende Schneedecke schon sehr früh auch wieder abgeschmolzen.
Jedes Grad über Null zehrt bereits an der Substanz des "ewigen" Eises. Die ehrenamtlichen Gletschermesser des Alpenvereins und Glaziologen rechnen nach einem katastrophalen Jahr 2024 heuer erneut mit einer Rekordschmelze in den Alpen.
Auch noch weiter oben auf dem Dachstein wir das sichtbar. Nur noch ein schmales weißes Band verbindet noch den Schladminger und Hallstätter Gletscher. In wenigen Wochen wird auch dieses aufhören, zu existieren - zum ersten Mal in den vergangenen 3.500 Jahren.
Das Skigebiet Dachsteingletscher gibt es übrigens schon seit der Wintersaison 2022/2023 nicht mehr.