Der Dachstein ist Österreichs bekanntester Berg auf Instagram. Mit mehr als einer Viertelmillion Postings erreicht das Massiv an der steirisch-oberösterreichischen Grenze Platz 1 im neusten APA-Comm-Ranking. Doch auf dem bei Besuchern so beliebten Fotomotiv spielt sich ein stilles Drama ab.
Es ist kein langsames Tropfen: Schmelzwasser sprudelt vom Gletscherplateau talwärts und bildet rund um den Gjaidstein türkisblaue Seen. "Am Nachmittag geht da ein richtiger Bach runter", schildert Alexander Seebacher, Betriebsleiter der Dachstein Gletscherbahn, der "Kleinen Zeitung".
Je weiter hinunter man von der Bergstation am Hunerkogel (2.700 m) gehe, umso mehr schwimme der Weg unter den Füßen davon.
Das Skigebiet Dachsteingletscher gibt es schon seit der Wintersaison 2022/2023 nicht mehr. Zu rapide schmilzt das "ewige" Eis dahin. In schon wenigen Wochen - schneller als prognostiziert - dürfte ein neuer Tiefpunkt erreicht werden. Das charakteristische Plateau aus Schladminger Gletscher und Hallstätter Gletscher wird in zwei Teile brechen.
Nur noch rund sieben Meter breit und ein bis zwei Meter tief ist die Verbindung dieser beiden Gletscher am Gjadsteinsattel. "In zwei bis vier Wochen", schätzt der Dachstein-Betriebsleiter, wird auch dieses weiße Band Geschichte, die seit 3.500 Jahre andauernde Gletscherehe geschieden sein.
Das ist auch das Aus für den präparierten Gletscherweg zur Seethalerhütte: "Wenn das Schneeband geschmolzen ist, kommen wir mit dem Pistengerät nicht mehr über die Felsen", so Seebacher. Die Folgen für Ausflügler erklärt der Ramsauer Bergführer Hans Prugger der "Kleinen": "In Zukunft kommt man dann nur mehr mit Steigeisen weiter. Das ist blankes Eis. Normale Touristen können da nicht mehr gehen." Die Hüttenpächter müssen nun überlegen, "ob und wie wir weitertun."
Die grundlegende Ursache, der Klimawandel, wurde heuer vom ausbleibenden Schneefall im Winter verstärkt. Die Niederschläge reichten gerade einmal für eine zwei Meter dicke Schutzschicht, sonst sind es zwischen acht und zehn. "Er ist daher heuer bereits einen Monat früher als normal ausgeapert", schildert Seebacher. "Vergangenes Jahr hatten wir an dieser Stelle noch 30 Meter Breite und zwei Meter mehr in der Höhe."
Wie schnell die Schmelze vonstatten geht, verblüfft selbst langjährige Beobachter. "Mit so einer Dynamik haben wir nicht gerechnet", so auch Planai-Chef Georg Bliem überrascht. "Als ich die aktuellen Messergebnisse vom Gletscher bekommen habe, hat es mich einmal auf den Hintern gesetzt."
Und das passiert nicht nur am Dachstein, sondern fast überall in unseren Alpen. Die schützende Schneeschicht war bereits Mitte Juli weitreichend abgeschmolzen. Das Gletschereis liegt somit völlig frei, jegliches Grad Celsius über Null nagt an der Substanz. Heuer stehen somit alle Zeichen auf einen neuen Negativrekord beim Gletscherrückgang.
"Geht das Jahr so weiter, könnte es uns am Ende den größten je registrierten Eisverlust bescheren", hielt Gletschermesser Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Geografie-Institut der Universität Graz bereits vor einigen Wochen fest.
Und weiter: "Am Sonnblick, der für den ganzen Zentralalpenraum repräsentativ ist, war das bisherige Jahr 2025 um 2,1 Grad wärmer als noch in der Normalperiode der Jahre 1991 bis 2020 üblich. Der Juni war sogar um 3,9 Grad wärmer. Dabei war auch diese Normalperiode schon stark erwärmt. Das ist ein Wahnsinn."