Ein Baby, gerade einmal neun Wochen alt, wurde letzte Woche schwer verletzt ins Wiener AKH eingeliefert. Die Diagnose: Schütteltrauma. Das Mädchen hat Hirnblutungen, Hämatome und alte Rippenbrüche – Hinweise auf wochenlange Gewalt. Ihre Eltern wurden festgenommen.
Das Kind befand sich zunächst auf der Intensivstation, konnte aber mittlerweile in den Normalbereich des AKH verlegt werden. Laut Spitalssprecherin ist das Baby außer Lebensgefahr. Die Eltern – eine 38-jährige Kroatin und ein 35-jähriger Deutscher – sitzen weiterhin in U-Haft.
Während die Mutter bereits ausgesagt hat, der Vater habe sie geschlagen und das Baby misshandelt, erhebt nun auch der Vater seine Stimme – und schildert die Ereignisse aus völlig anderer Sicht.
Er berichtet von mehreren Vorfällen, bei denen er selbst Zeuge gewesen sein will. Die Mutter soll das Baby ruckartig an den Armen gepackt, aus dem Bett gehoben und dabei so heftig geschüttelt haben, dass der kleine Kopf noch nachwippte, sagt er laut "Heute"-Infos. Danach soll sie dem Kind mit der Hand auf den Kopf geschlagen haben.
Er habe sie sofort gewarnt: "Wenn du das noch einmal machst, nehme ich dir das Kind weg." Doch seine Warnungen hätten nichts geändert. Laut seiner Darstellung habe die Mutter das Schütteln stets verharmlost – als wäre nichts passiert.
Schon Tage vor dem dramatischen Notfall suchten die Eltern mit ihrem Baby eine Klinik auf. Das Mädchen wirkte krank und ungewöhnlich teilnahmslos – die Ärzte wurden misstrauisch und wollten das Kind zur Beobachtung stationär aufnehmen.
Doch einer der Eltern unterschrieb eine sogenannte Reversion – eine Entlassung gegen ärztlichen Rat. Laut Vater war es die Mutter, die das Baby mit nach Hause nehmen wollte. Sie wiederum behauptet das Gegenteil: Er habe den Spitalsaufenthalt verweigert.
Die 38-jährige Mutter hatte früh ausgesagt – und ihren Lebensgefährten beschuldigt, sie geschlagen und das Kind misshandelt zu haben. Ihr Anwalt Florian Höllwarth spricht von "massiver Gewalt in der Beziehung" und sagt, seine Mandantin habe sogar mitansehen müssen, wie er das Baby schüttelte.
Weil sie nach Einschätzung ihres Verteidigers "keine Gefahr mehr für das Kind" darstelle, soll die Mutter bald aus der U-Haft entlassen werden. Ein entsprechender Antrag wurde eingebracht.
Der 35-jährige Vater ist in Deutschland vorbestraft – unter anderem wegen Gewaltdelikten. Er saß mehrere Jahre in Haft, zuletzt in der Justizanstalt Stein in Niederösterreich, wo er 2024 entlassen wurde. Derzeit lebt er teils in Österreich, teils in Deutschland. Bisher hat er bei der Polizei geschwiegen – laut seiner Anwältin Clara Abpurg war er zu schockiert. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.
Das Baby steht derzeit unter der Obsorge der MA 11, der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. Ob das Mädchen überleben wird – und wie schwer die Langzeitschäden sind –, ist weiter offen. Aktuell ist der Zustand stabil, aber kritisch.
Nummern für Betroffene und Ansprechstellen
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88
Weisser Ring: 0800 112 112
Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene der MedUni Wien: 01 / 40160 - 35700
MA-11-Sprecherin Ingrid Pöschmann richtet einen eindringlichen Appell an alle Eltern: "Schon ein leichtes Schütteln kann zu bleibenden Hirnschäden führen. Wer überfordert ist, soll sich dringend Hilfe holen."