Zwei Saisonen lang durfte sich der Sohn von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher bei Haas beweisen, geriet aber vor allem in seiner zweiten Saison als Teamkollege des routinierten Kevin Magnussen unter Druck. Zu viele Fehler, teure Unfälle und kaum Glanzleistungen auf der Strecke kosteten dem Deutschen schließlich das Cockpit. Schumacher Junior versuchte danach, wieder in der Motorsport-"Königsklasse" Fuß zu fassen, war Mercedes-Ersatzfahrer und startete für Alpine in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Doch nun scheint der Formel-1-Traum des 26-Jährigen vorerst in den Hintergrund gerückt zu sein. Schumacher zieht es in die IndyCar-Serie. Zu Wochenbeginn absolvierte er zumindest erste Testfahrten und könnte nächste Saison in der US-Rennserie anheuern.
Für Onkel Ralf Schumacher, gleichzeitig auch "Sky"-Experte, ist aber nicht nachvollziehbar, warum sein Neffe nicht noch einmal in der Formel 1 eine Chance erhielt. Vor allem, wo es deutlich schlechtere Fahrer in der Formel 1 gebe, so Ralf Schumacher. "Man muss fairerweise sagen: Je länger ein Fahrer aus der Formel 1 raus ist, desto schwieriger wird es, wieder zurückkommen. Die Jugend drängt nach. Ich kann schon verstehen, dass er sich gedacht hat: ,Formel 1 wird eher schwierig für mich, ich versuche, etwas anderes zu machen´. Er wird sich mit seinem Management Gedanken gemacht haben", meinte Ex-Pilot im Podcast "Backstage Boxengasse" von "Sky".
Sein 26-jähriger Neffe war bei keinem Team in der Fahrersuche ganz oben auf dem Zettel, obwohl Schumacher Junior immerhin die Titel in der Formel 3 und der Formel 2 vorweisen kann. Auch Alpine-Berater Flavio Briatore machte bereits klar, dass der Deutsche keine Option für das noch offene zweite Cockpit neben Pierre Gasly sei. Für den 50-Jährigen unverständlich. "Wenn man halbwegs etwas versteht und wenn man sich den Werdegang der jetzigen Fahrer ansieht, die in der Formel 1 sind, bin ich der Meinung, Mick wäre auf jeden Fall besser als Yuki Tsunoda", zählte der ehemalige Pilot den nunmehrigen Red-Bull-Star an. Der Japaner ist als zweiter Fahrer neben Vierfach-Weltmeister Max Verstappen bei den Bullen, übernahm den Boliden von Liam Lawson nach nur zwei Saisonrennen – allerdings mit überschaubarem Erfolg.
"Er ist auch besser als ein Liam Lawson. Und Franco Colapinto hat superstark angefangen, aber die Entwicklung nicht gezeigt, die er haben muss. Alle drei sind aus meiner Sicht schlechter als Mick, sogar deutlich", schob der Sieger von sechs Formel-1-Rennen an. "Dementsprechend kann ich das nicht nachvollziehen. Aber jetzt werden wieder einige sagen: Ja, der Onkel...", so der Deutsche weiter.
Tatsächlich hat Ralf Schumacher seinen Neffen stets in Schutz genommen, äußerte nun aber seinen Unmut über Micks IndyCar-Pläne. "Ich finde, Amerika keine Superentscheidung. Aber da haben die Teamchefs einen Fehler gemacht, nicht auf ihn zurückzugreifen'", betonte der Formel-1-Experte.