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Schweizer entschuldigen sich für den Doppeladler

Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner haben sich zu ihrem Jubel während der WM geäußerst.

Heute Redaktion
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Der Schweizer Fußballverband wartet mit einer großen Überraschung auf: Alle Spieler und der gesamte Betreuerstab präsentieren sich den Medien und zeigen Geschlossenheit. Das gab es noch nie!

Auf dem Programm stand eigentlich eine Medienkonferenz mit Trainer Vladimir Petkovic. Doch plötzlich ergriff Claudio Sulser das Wort. Während der Nationalmannschafts-Delegierte noch sprach, öffnete sich die Tür und das ganze Team inklusive Staff betrat den Konferenzraum – insgesamt 48 Personen. "Wir wollen mit allen kommunizieren, transparent sein und offen reden", sagte Sulser. Dann nahm neben ihm und Petkovic der gesamte Spielerrat Platz: Xherdan Shaqiri, Yann Sommer, Johan Djourou, Granit Xhaka und Captain Stephan Lichtsteiner.

"Wir wussten nicht, welche Wellen wir auslösen"

Erstmals nach der WM und dem "Tsunami, der auf uns eingebrochen ist", entschuldigten sich die Spieler für den Doppeladler-Jubel. Granit Xhaka sagt: "Wir haben das besprochen und gesagt, dass das in Zukunft nicht mehr passieren wird. "Wir wussten nicht, welche Wellen wir auslösen, und dafür wollen wir uns auch entschuldigen", sagt Stephan Lichtsteiner, der sich bei der Doppeladler-Affäre im Serbenspiel solidarisch mit Xhaka und Shaqiri zeigte, "wir wollten niemandem auf die Füße treten." Ähnlich tönte es bei Shaqiri: "Klar, entschuldige ich mich, falls sich Leute angegriffen gefühlt haben."

Die Botschaft des Schweizer Fußballverbandes (SFV) war eindeutig: Die Kritik an der Mannschaft und am Verband und der Redebedarf, der sich seit der WM aufgestaut hat, muss endlich ausgeräumt werden. Es durfte alles gefragt werden und die Nati versuchte, auf alles zu antworten. Es kam auch alles auf den Tisch.

Einer gewissen Schuld bewusst

Wer den guten Willen der Delegation als PR-Aktion abkanzeln wollte, sah sich getäuscht. Die Spieler inklusive dem Staff waren offen und versucht, die entstandenen Barrieren zwischen den Medienleuten und der Nati möglichst einzureißen. Einer gewissen Schuld bewusst, aber nicht übertrieben demütig. Mit Verständnis für gewisse Vorwürfe, aber geradlinig in ihrer eigenen Ansicht und Meinung – wenn auch rhetorisch nicht ganz sattelfest.

"Wir wollten ein Zeichen setzen. Nur darum ging es", sagt Captain Lichtsteiner. Das Miteinander ist wichtig und wir hatten das Gefühl, dass in den letzten Wochen einiges kaputt gegangen ist." Die Mannschaft sei extrem wichtig für ihn und er sehe es als Pflicht an, dass die Spieler, die diese Gruppe bilden, auch verstanden werden. "Sie verdienen unseren Respekt. Trotz ihren jungen Jahren haben sie schon 50, 60 Länderspiele und haben viel für die Schweiz geleistet. Das muss im Vordergrund bleiben."

Nur schwer verdaubar

Die Rede ist von Respekt, von Stolz und Identifikation. Aber auch von verletzten Gefühlen. Man spürt, dass gewisse Vorwürfe und Behauptungen, die nichts mit den sportlichen Leistungen zu tun haben, den Spielern Mühe machen. Sie können die Bösartigkeit, die ihnen von manchen "Experten", aber auch sogenannten Fans zuletzt entgegenschlug, nur schwer verdauen. "Was müssen wir denn alles machen, um akzeptiert zu werden? Wir haben immer alles gegeben für die Schweiz", sagt zum Beispiel BVB-Verteidiger Manuel Akanji. Auch der 11-fache Internationale hat Wurzeln außerhalb der Schweiz. Der Vater des Winterthurers ist Nigerianer.

Der Anfang ist schon einmal gemacht. Die Aktion der Nati – und das muss bei aller Kritik der letzten Wochen auch gesagt sein – war bemerkenswert. Das hat es bei der Nati noch nie gegeben und verdient Lob.

Und die findet Goalie Yann Sommer für die Aufarbeitung zusammen mit den Medien. "Ich finde es wichtig, dass wir hier sitzen", so der Gladbach-Keeper. "Denn wir sollten irgendwann mal einen Punkt setzen. Was war, sollte in Zukunft kein Thema mehr sein. Ich kenne Granit und Shaq, seit ich 15 bin. Ich weiß, was die beiden für die Schweiz schon geleistet haben und davor habe ich den größten Respekt. Ich bin happy, dass wir diese Spieler in unserer Mannschaft haben und wir sind stolz auf sie. Das tut ihr gut und ist schön. In anderen großen Ländern hat es auch viele Doppelbürger in ihren Mannschaften und das funktioniert sehr gut. Darum glaube ich, dass wir uns darüber in Zukunft nicht mehr unterhalten müssen. Das ist Selbstverständlich und gut so, wie es ist."

"Ich wäre ja blöd, wenn ich das noch einmal machen würde", sagt Xhaka. Es gibt damit zu verstehen, dass er verstanden hat. Der Anfang ist gemacht.

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(Heute Sport)