"Es ist schlimm, so etwas zu sehen. Vor allem, wenn es jemandem passiert, den du kennst", sagt Michael Stermann (20). Vor sechs Jahren wurden seine beiden Schwestern in Wiener Clubs mit K.o.-Tropfen vergiftet – ein Vorfall, der ihn nicht mehr losließ.
Heute, gemeinsam mit seinem Freund Johannes Franner (21), kämpft er aktiv dafür, dass sich so etwas nicht wiederholt. Ihr Ziel: Fortgehen in Wien sicherer machen. Ihr Mittel: ein innovativer K.o.-Tropfen-Test.
Die Idee entstand vor rund dreieinhalb Jahren. Damals besuchten beide die "Maygasse Business Academy" in Wien-Hietzing. Was mit einer Idee begann, entwickelte sich über drei Jahre hinweg zu einem marktreifen Produkt – mit viel Engagement, aber auch zahlreichen Rückschlägen und Herausforderungen.
Michael studiert Wirtschaftsinformatik; Johannes studiert Wirtschaftsrecht. Beide entwickelten Geschäftsmodell, Design und Businessplan für "Night Saver". Sie stellten intensive Recherche über K.o.-Tropfen und deren Zusammensetzung an, sprachen mit Betroffenen, Experten und Fachleuten. Doch einen Prototyp zu entwickeln, war nicht so einfach. Mit Chemiker Gregor Bachler (32) gelang es schließlich, ein marktfähiges Produkt auf die Beine zu stellen.
"Wir wollten ein Produkt, das nicht nur sicher, sondern auch einfach in der Handhabung ist", erklärt Johannes. Das Ergebnis ist eine handliche Testkarte. Die Anwendung ist simpel: Karte herausnehmen, Getränk umrühren, einen Tropfen mit dem Finger oder Strohhalm auf die Testfläche geben. Zehn Sekunden später erscheint das Ergebnis.
Färbt sich die Fläche auf der Testkarte violett, ist entweder GHB oder GBL (Liquid Ecstasy) im Getränk. Bleibt die Fläche gelb, ist das ein gutes Zeichen. Aber: "Da K.o.-Tropfen aus unterschiedlichen Substanzen bestehen können, lässt sich nicht ausschließen, dass einzelne Wirkstoffe im Getränk enthalten sind, die unser Test derzeit nicht nachweisen kann", weißen die Studenten hin.
Über 2.000 Mal haben die beiden Gründer ihre Testkarte ausprobiert. "Sie hat jedes Mal funktioniert", berichten sie stolz. Der Test ist für nahezu jedes Getränk geeignet. Lediglich bei Rotwein erfordert die Anwendung eine kleine Anpassung: Aufgrund der intensiven Farbe sollte der Tropfen vorsichtig auf die Testfläche gestrichen werden, um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten.
Im Vergleich zu herkömmlichen Testarmbändern, die meist nur den Wirkstoff GHB erkennen, bietet die Wiener Innovation einen klaren Vorteil: Sie schlägt auch bei GBL an – einer Substanz, die laut Experten sogar häufiger verwendet wird. Ein Patent für ihre Entwicklung haben die beiden Studenten bereits eingereicht.
Langfristig wollen die Gründer ihren Test noch erweitern, um auch Substanzen wie Ketamin und Benzodiazepine zu erfassen – "dann könnten bis zu 99 Prozent aller in Europa verwendeten K.o.-Tropfen erkannt werden", sagen sie.
Seit rund einer Woche ist das Produkt im eigenen Onlineshop erhältlich. Die Testkarten gibt es im 5er-Pack, mit wahlweise 2, 4 oder 6 Testfeldern – ab 19,99 Euro. Produziert wird teilweise in Österreich, teilweise in Deutschland. In Zukunft wollen Johannes und Michael auch den stationären Handel erobern: Drogeriemärkte und Apotheken sollen folgen.