Terror in Wien

Schwester von Opfer: "Muss nun Begräbnis organisieren"

Die Schwester jener 44-Jährigen, die am Montag beim Wien-Terror ums Leben kam, wandte sich in einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. 

Michael Rauhofer-Redl
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Die Wiener trauern und gedenken der Opfer des Terroranschlags.
Die Wiener trauern und gedenken der Opfer des Terroranschlags.
Helmut Graf

In der Tageszeitung "Standard" veröffentlichte die Schwester der am Montag getöteten 44-Jährigen einen rührenden Brief. Darin erinnert sie sich an ihre Schwester, einen wertschätzenden und respektvollen Menschen. Am Montagabend sei ihre Schwester "in einer gut gelaunten Runde von Kollegen auf ein After-Work-Bier" gegangen, sei "entspannt und fröhlich" gewesen, schreibt Irmgard P. 

Gudrun sei eine "liebende Lebenspartnerin, Tochter, Schwester, Enkelin, Nichte, Tante und Cousine" gewesen. Sie habe sich seit ihrer Kindheit für Schwächere eingesetzt, heißt es in dem emotionalen Schreiben. So habe sich die 44-Jährige im Schutz von Frauen vor Gewalt engagiert. "Sie war eine große Verfechterin von Toleranz. Für sie war ein Mensch in erster Linie ein Mensch". 

Gewalt sei niemals Teil der Lösung

"Weil sie am 2. November war, wo sie war, muss ich jetzt ihr Begräbnis organisieren", tritt die bittere Realität in Erscheinung. "Wäre sie nicht dort gewesen, würden wir nun möglicherweise zu zweit zusammensitzen und uns darüber austauschen, was da passiert ist, im ersten Bezirk", schreibt die trauernde Schwester. Die 44-Jährige hätte die Ansicht vertreten, dass "Wut, Hass, Ausgrenzung, Null-Toleranz, Gewalt niemals Teil einer Lösung" sein könne, aber oftmals Teil des Problems, ist die Autorin der Zeilen überzeugt. 

Es folgt ein Gedankenexperiment. "Hätte meine Schwester die Macht gehabt, sich auszusuchen, wie sie in dieser Situation handeln könnte, hätte sie sich gewünscht, diesem jungen Menschen sicher vor Kugeln gegenübertreten zu können". Dann hätte sie ihm gesagt: "Hör auf mit dem Scheiß, das ist doch Blödsinn", aber niemals hätte sie gesagt "Schleich di, Oaschloch". 

Wenn ihre Schwester noch sprechen könnte, glaubt P., würde sie sich für die Anteilnahme bedanken, sie würde aber darum bitten, diese den Lebenden zu geben, die sie brauchen. Sie würde darum bitten, andere nicht auszugrenzen, Aggression nicht mit Aggression zu begegnen. In die gleiche Kerbe schlägt auch P.: "Wenn ihr meine Schwester ehren wollt, dann bitte ich euch alle, auch nicht mit Hass und Ausgrenzung zu reagieren, dass würde alles, wofür sie gestanden ist, gelebt hat und eingetreten ist, mit Füßen treten", heißt es abschließend im Text. 

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