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Seine Erfindung rettet pro Jahr Millionen Menschen

Heute Redaktion
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Fast jeder hat ein Fläschchen in der Tasche oder zuhause, und in Apotheken sind sie regelmäßig ausverkauft: In Zeiten von Corona sind Handhygiene-Gels heiß begehrt.

So lange gibt es die Handhygiene-Gels allerdings noch gar nicht. Erfinder ist der Genfer Epidemiologe Didier Pittet. Dem 63-Jährigen wurde für die Entwicklung der hydroalkoholischen Händedesinfektionslösung eine der höchsten britischen Ehren zuteil, als die Queen ihm 2007 den hohen Ritterorden CBE verlieh. Und mit dem Robert-Koch-Preis erhielt er 2017 eine der angesehensten wissenschaftlichen Auszeichnungen Deutschlands.

1994 hatte Pittet als Arzt in seinem Krankenhaus in Genf beobachtet, dass die Handhygiene beim medizinischen Personal zu kurz kam. Warum, fand er schnell heraus: Wenn Pfleger und Krankenschwestern sich wie empfohlen zwischen einem und dem nächsten Patienten die Hände ein bis zwei Minuten lang waschen würden, verbrächten sie die Hälfte jeder Arbeitsstunde mit Händewaschen. Es musste etwas Schnelleres her.

Dass Alkohol desinfiziert, war bekannt. Aber das Mittel musste praktisch sein. So kreierte Pittet nach der Formel des Apothekers William Griffith ein Handhygienegel auf Alkoholbasis und verteilte es an das Personal. Die Infektionen gingen um 50 Prozent zurück.

Kein Kapital daraus schlagen

Pittet veröffentlichte seine Ergebnisse 2000 in der Fachzeitschrift "Lancet". Länder und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) horchten auf, folgten seinem Beispiel und propagierten sein Rezept. Das schnelle Desinfizieren der Hände mit einem Mittel auf Alkoholbasis ist heute weltweit Standard, in geschätzt 20.000 Kliniken in mehr als 180 Ländern. In muslimischen Ländern mussten Religionsgelehrte den Einsatz von Alkohol für diesen Zweck extra erlauben. Nach Schätzungen der WHO werden durch Pittets Erfindung jedes Jahr bis zu acht Millionen Menschenleben gerettet.

Darauf, aus seiner Idee Kapital zu schlagen, hat Pittet bewusst verzichtet, wie er der "Le Temps" sagte: "Die Handhygiene ist zu simpel und zu wichtig, um sich das patentieren zu lassen", meinte er. Vielmehr tüftelte er mit der WHO aus, wie das Mittel in allen Ecken der Welt für wenig Geld hergestellt werden kann: mit Alkohol aus Zuckerrohr, Kartoffeln oder anderen Pflanzen.