Besinnlich wird es in der Weihnachtszeit in der Wiener City. Der Advent lockt besonders viele Besucher an, die sich die malerischen Christkindlmärkte nicht entgehen lassen wollen. Bei festlicher Weihnachtsbeleuchtung wird durch die Innenstadt flaniert, das ein oder andere Erinnerungsfoto für Instagram darf dabei freilich nicht fehlen.
Zu einem der gefragtesten Selfie-Hotspots hat sich dabei in den vergangenen Jahren die Ecke Walfischgasse / Kärntner Straße etabliert. Warum genau hier? Das Eck über dem Modehaus Popp & Kretschmer wird mit einer übergroßen, roten Schleife aufgeschmückt. Bei Einbruch der Dunkelheit wird sie noch dazu hell beleuchtet.
Das Problem: Zwischen dem Eckhaus und der Fußgängerzone Kärntner Straße liegt eine Straßenkreuzung. Genau dort hat man offenbar aber den besten Winkel für ein Foto mit der Schleife über dem Kopf. Und weil andere Passanten am perfekten Insta-Pic stören, stellen sich nicht wenige "Influencer" einfach bei Rot mitten auf die Straße, um sich ablichten zu lassen. Die Autos haben dann natürlich Grün.
Tag für Tag kommt es dadurch zu brandgefährlichen Szenen. Neben Hupkonzerten und frustrierten Autofahrern stehen Beinaheunfälle an der Tagesordnung. Am Einkaufssamstag des 2. Adventwochenendes eskalierte nach Sonnenuntergang die Lage schließlich.
Derart viele Selfie-Jäger belagerten die Schleife, dass die Polizei einschreiten musste. Ein Streifenwagen hat sich gegen 16.30 Uhr nebst der Staatsoper postiert, das Blaulicht eingeschaltet und überwacht seitdem die Lage.
Im Minutentakt zeigt sich dabei dasselbe Spiel. Die Fußgängerampeln schalten auf Grün, Menschenmassen strömen von einer Seite zur anderen – so gut es geht, denn ein Gutteil macht auf der Straße für ein Foto Halt. Besonders gewiefte Instagrammer stellen sich dann bei Rot, wenn die meisten Menschen weg sind, für ein Foto mitten auf den Zebrastreifen.
Die Polizisten brüllen dann über die Lautsprecher des Wagens: "Runter von der Straße! Straße freiräumen! Gehen Sie weg von der Straße!" Zur nächsten Ampelphase gibt es dasselbe Spiel nochmal.
Geht es dem Mascherl jetzt vielleicht endgültig an den Kragen? Schon 2020 fehlte es im Straßenbild, die Stadt Wien hatte die Leucht-Installation kurzerhand verboten. Zu helle oder blinkende Leuchtkörper in unmittelbarer Straßennähe könnten Verkehrsteilnehmer gefährden, hieß es damals gegenüber "1000things".
Gut möglich also, dass das Chaos dieser Tage in die Beurteilung für nächstes Jahr miteinfließen wird – und das wahrscheinlich nicht positiv.
