Unfall in Wien deckt alles auf

Mädchen (6) gab SOS-Handsignal – Stiefvater angeklagt

Eine Sechsjährige machte nach einem Unfall in Wien mit dem Notsignal für häusliche Gewalt auf sich aufmerksam. Der Stiefvater wurde nun angeklagt.
Newsdesk Heute
05.12.2025, 22:37
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Nur wenige Tage nach der Festnahme jenes 39-jährigen Mannes in Wien, bei der seine sechsjährige Stieftochter mit dem Notsignal für häusliche Gewalt auf sich aufmerksam gemacht hatte, liegt bereits eine Anklage vor.

Die Staatsanwaltschaft Wien brachte beim Landesgericht für Strafsachen einen Strafantrag wegen schwerer Nötigung und Freiheitsentziehung ein. Gerichtssprecherin Christina Salzborn bestätigte diese Informationen am Freitag.

Laut Salzborn gibt es auch schon einen Termin: Die Verhandlung wurde für den 16. Dezember angesetzt. Der gebürtige Iraker, der in Wien keinen ordentlichen Wohnsitz haben soll und einschlägig vorbestraft ist, sitzt wegen Tatbegehungs- und Fluchtgefahr in der Justizanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

Zu Mitfahrt gezwungen und mit Messer bedroht

Dem Mann wird vorgeworfen, er habe am vergangenen Wochenende seine Frau und die beiden Kinder – neben der Sechsjährigen auch ein Säugling – abgepasst, bedroht und zum Einsteigen in sein Auto gezwungen. Weil er der Frau dabei ein Messer gegen den Hals gedrückt haben soll, geht die Staatsanwaltschaft von schwerer Nötigung aus.

Rund eine Stunde soll der 39-Jährige danach mit den drei Personen gegen deren Willen quer durch Wien gefahren sein. Das wird im Strafantrag als Freiheitsentziehung gewertet.

Nicht geständig

Der 39-Jährige wird sich nicht geständig verantworten. Sein Verteidiger Sebastian Lesigang erklärte nach einem Besuch am Freitag in der Justizanstalt Josefstadt: "Er hat keine Straftat gesetzt". Weder habe der Angeklagte die Frau und die Kinder bedroht noch zum Einsteigen in den Pkw gezwungen: "Er hat sie nicht entführt." Lesigang sagte zudem, der Mann habe "selbst die Polizei gerufen", nachdem ihm wegen einer abrupten Bremsung ein nachfolgendes Fahrzeug ins Heck gefahren sei.

Einstweilige Verfügung erwirkt

In der Vergangenheit dürfte die Beziehung zur 34-Jährigen jedoch von Gewalt geprägt gewesen sein. Im Strafregister des 39-Jährigen scheint zumindest eine darauf hin deutende Vorstrafe aus dem Jahr 2020 auf. Die Frau hatte bereits vor längerem eine Einstweilige Verfügung gegen den Mann erwirkt – inklusive Kontakt- und Annäherungsverbot.

Da sich der 39-Jährige laut Darstellung nicht daran gehalten habe, suchte die zweifache Mutter erneut Hilfe bei Behörden. In diesem Zusammenhang wurde dem sechsjährigen Kind das SOS-Signal bei häuslicher Gewalt beigebracht, um in einer Notlage auf sich aufmerksam machen zu können. Die Einstweilige Verfügung wurde im Oktober verlängert.

Unfall brachte alles ans Licht

Dass der Mann am Sonntag während der Fahrt durch Wien einen Unfall mit Blechschaden baute, dürfte die Frau und die Kinder vor möglicherweise Schlimmerem bewahrt haben. Vor einem Einkaufszentrum am Neubaugürtel in Rudolfsheim-Fünfhaus kam es zu dem Auffahrunfall.

Der 39-Jährige konnte keinen Führerschein vorweisen, weshalb der Unfallgegner die Polizei rief. Den Beamten fielen zunächst die verängstigt wirkende Frau und die Kinder auf der Rückbank auf. Dann wurden sie stutzig: Die Sechsjährige machte wortlos das Notsignal – sie legte den Daumen in die Handfläche und umschloss ihn mit den Fingern.

Bei der Durchsuchung des Autos fanden Polizisten schließlich drei Messer, eines davon in einem Kinderwagen.

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