Haarsprays, Putzmittel, Tattoo-Farben: Was uns schön und sauber macht, kann uns auch krank machen. "Viele Chemikalien gelangen unbemerkt in den Körper und belasten unsere Gesundheit", warnt Johanna Gostner von der Med Uni Innsbruck. Die Biochemikerin erforscht, wie genau das passiert - und wie man sich schützen kann.
Vor allem am Arbeitsplatz ist das Risiko hoch: "Berufsbedingtes Asthma kann so schlimm werden, dass Betroffene nicht mehr arbeiten können", sagt Gostner im APA-Talk. Gefährdet seien vor allem Beschäftigte in der Farb-, Kosmetik- oder Lebensmittelbranche. "Viele merken gar nicht, welchen Stoffen sie täglich ausgesetzt sind. Schutzkleidung ist essenziell."
Besonders brisant: Auch in Alltagsprodukten lauern Risiken. Etwa in Haarfärbeprodukten und Tattoos. "Viele Farbstoffe für Tattoos wurden nie ausreichend untersucht, um tief unter die Haut zu gelangen", warnt die Expertin. Je bunter die Tattoos, desto größer das Risiko.
Gostner erforscht vor allem Umwelteinflüsse, denen wir im Laufe unseres Lebens ausgesetzt sind - von der Zeugung bis ins hohe Alter. Dazu gehören nicht nur Chemikalien, sondern auch UV-Strahlung, Lärm oder psychischer Stress.
"Die Medizin sieht meist nur die Folgen. Wir wollen die Ursachen finden", so Gostner. Ziel: Eine Landkarte der Umweltfaktoren, die Krankheiten auslösen. An der Med Uni Innsbruck wird bereits an modernen Analysen gearbeitet, um Belastungen durch Umweltproben besser zu erkennen.
Doch nicht nur die Forschung ist gefragt: "Wir brauchen mehr Bewusstsein in der Bevölkerung", sagt Gostner. Etwa dass Sprayprodukte nicht harmlos sind, nur weil sie gut riechen. Und: "Erkenntnisse müssen schneller in Gesetze einfließen. Die Umweltbelastung wartet nicht."
Es gibt Fortschritte: Beim nächsten Großkongress der "Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie" (ÖGMBT )in Innsbruck (24. bis 26. September) bekommt die Toxikologie bereits eine eigene Bühne.