Weltuntergangsstimmung

"Ragnarök" – Apokalyptische Aschewolke hüllt Island ein

Nach einem Vulkan-Ausbruch auf der Halbinsel Reykjanes kämpft Island mit dicker Asche und giftigem Dunst. Es gilt die höchste Warnstufe.
Bernd Watzka
22.07.2025, 11:37
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Überall Asche, die Luft voller Schwefel und Gift – so stellten sich die alten Wikinger den Beginn des Weltuntergangs (Ragnarök) vor. Was ist passiert? Ein dramatischer Vulkan-Ausbruch auf der isländischen Halbinsel Reykjanes hat das Land in eine dichte Aschewolke gehüllt.

Vor allem in der Hauptstadt Reykjavík und im Südwesten herrscht Alarmstufe Rot. Die Umweltbehörde warnt: Die Luft ist voller Schwefeldioxid, der Dunst bleibt über dem Land hängen – es fehlt der Wind.

Zwei Krater stoßen giftige Gase aus

"In weiten Teilen des Landes ist es völlig neblig", schildert Hylnur Arnason von der Energie- und Umweltbehörde laut "Bild"-Zeitung. Schon Mitte Juli hatten zwei Krater giftige Gase ausgestoßen. Jetzt liegt die Vulkan-Asche wie ein grauer Deckel über Island. Besonders gefährdete Menschen sollen zu Hause bleiben.

Reizung der Schleimhäute und Atemwege

Laut Arnason ist das ausgestoßene Gas zwar nicht unmittelbar giftig, kann aber Schleimhäute und Atemwege reizen. Warum bleibt die Aschewolke so lange über dem Festland? Üblicherweise weht der starke Nordatlantikwind die Wolken weg – diesmal blieb der Vulkan-Nebel jedoch hartnäckig.

Eruptionen nach 800 Jahren Ruhe

Seit dem Frühjahr 2021 ist die Reykjanes-Halbinsel wieder vulkanisch aktiv – nach rund 800 Jahren Ruhe. Der jetzige Ausbruch ist laut Geophysiker Benedikt Ofeigsson zwar weniger heftig als frühere, aber dennoch massiv. Weitere Eruptionen gelten als wahrscheinlich.

Island zählt zu den aktivsten Vulkanregionen Europas – über 30 Vulkansysteme machen die Insel zum Hotspot. Sie liegt genau dort, wo sich zwei Kontinentalplatten auseinanderdrücken.

Wie die Klima-Erwärmung die Vulkane "aktiver" macht

So kann die Klimakrise vulkanische Aktivität verstärken

  • ❄️ 1. Abschmelzen von Gletschern – der Vulkan-"Deckel" kippt: Wenn Gletscher und Eisschilde schmelzen, fällt großer Druck auf darunterliegende Vulkane weg. Das führt zu einer verstärkten Magmabildung und kann Eruptionen auslösen – ähnlich, als würde man bei einer übervollen Flasche den Deckel öffnen. Dies wurde bereits in Island, Chile und der Antarktis beobachtet.
  • 🌊 2. Meeresspiegel und Niederschlag: Klimawandel-Modelle zeigen, dass steigender Meeresspiegel und mehr Niederschlag das Magmaverhalten beeinflussen können – etwa indem Wasser den vulkanischen Druck verändert oder Eruptionsstile beeinflusst. Die Pazifikküste Südamerikas, Südost-Asien sowie arktische Vulkangebiete sind gefährdet.
  • 🌐 3. Wechselwirkungen im System Erde: Klima und Vulkanismus beeinflussen einander. Ein umfassendes Verständnis braucht jedoch verstärkte interdisziplinäre Forschung zu Druckveränderungen, Atmosphärenmechanismen und Strömungsbedingungen.
  • 🔁 4. Rückkopplungseffekt: Ein Ausbruch kann zwar kurzfristig kühlen (durch Schwefel-Aerosole in der Stratosphäre), aber langfristig führen mehr Vulkane zu mehr CO2 und SO2 – was wiederum das Klima zusätzlich beeinflusst. So zeichnet sich ein potenzieller Rückkopplungskreislauf ab.

Forscher weisen in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen darauf hin, dass der globale Klimawandel die vulkanische Aktivität auf der Erde tatsächlich beeinflussen kann – besonders in bestimmten Regionen.

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