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Sie flohen vor Armut – und starben in der Flammenhölle

In der Nacht auf Dienstag kam es in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez zu einem schlimmen Unglück. Nun wurden neue Details zum Drama bekannt.

20 Minuten
40 Menschen kamen am Dienstag in Mexiko bei einem Brand ums Leben – hier sieht man die sichtlich gezeichnete Frau eines verwundeten Migranten. 
40 Menschen kamen am Dienstag in Mexiko bei einem Brand ums Leben – hier sieht man die sichtlich gezeichnete Frau eines verwundeten Migranten. 
IMAGO/USA TODAY Network

Zusätzlich zu den 40 Verstorbenen seien 28 weitere verletzt worden, teilte die mexikanische Regierung am Dienstag mit. Mexikos Präsidenten Andrés Manuel López Obrador zufolge legten Insassen der Einrichtung des Nationalen Instituts für Migration (INM) das Feuer selbst, um gegen ihre geplante Abschiebung zu protestieren. Dutzende erwachsene Männer, vor allem aus Mittel- und Südamerika, waren dort untergebracht. Laut Präsident Obrador steckten die Insassen Matratzen in Brand.

Aufnahmen aus Video-Überwachungskameras, die von mexikanischen Medien verbreitet wurden, zeigen Erschreckendes. Zu sehen ist eine Gruppe von Migranten, die versucht, eine Tür und Gitter aufzutreten, während sich die Flammen um sie herum ausbreiten. Auf der anderen Seite sind drei uniformierte Wärter, die nichts unternehmen, um den Menschen aus ihrer lebensgefährlichen Lage zu helfen – sie wenden sich einfach ab und entfernen sich. Später ist überall Rauch in dem Bereich zu sehen. Die Regierung bestätigte die Echtheit des Videos.

Fast alle Verstorbenen aus Guatemala

Dem guatemaltekischen Institut für Migration zufolge sind 28 der 40 Toten aus Guatemala. Auch Ecuador gab den Tod eines Staatsbürgers bekannt. Unter den Toten und Verletzten waren laut mexikanischer Generalstaatsanwaltschaft auch 13 Menschen aus Honduras, zwölf aus Venezuela, zwölf aus El Salvador und ein Kolumbianer.

Das Feuer löste einen Großeinsatz der Rettungskräfte aus. Rund um die Brandstelle gab es zudem eine hohe Militär- und Polizeipräsenz. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete vor Ort, wie forensische Ermittler rund ein Dutzend abgedeckte Leichen vom Parkplatz vor der Unterkunft abtransportierten. Laut INM hat Mexiko zur Identifizierung der Toten Kontakt mit Konsularbehörden anderer Staaten aufgenommen.

Migrationssystem muss dringend erneuert werden

UN-Generalsekretär Antonio Guterres nahm das Drama zum Anlass für eine Forderung: Er sprach sich für "sicherere, besser regulierte und organisierte Fluchtwege" in der Region aus. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi rief die Länder in der Region auf, die Flüchtlinge "menschlich und gerecht" zu behandeln. Der US-Botschafter in Mexiko, Ken Salazar, bekräftigte die Haltung seiner Regierung, zusammen mit den lateinamerikanischen Staaten das Migrationssystem zu erneuern und Fluchtursachen zu bekämpfen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hingegen erklärte, der Brand sei die "Konsequenz aus der restriktiven und grausamen Migrationspolitik der Regierungen von Mexiko und den USA". Flüchtlingshelfer kritisieren auch, dass die Zustände in den Zentren für Migranten an der Grenze zu den USA immer schlimmer werden.

Migranten stranden wegen fehlender Dokumente

In der Gegend um den Unglücksort hatte die örtliche Polizei in den vergangenen Tagen Straßenverkäufer – viele von ihnen Migranten – festgenommen und in die Abschiebe-Haftanstalt gebracht. Ciudad Juarez ist eine mexikanische Grenzstadt, die dem texanischen El Paso in den USA direkt gegenüberliegt. Zahlreiche Migranten, die in den USA Zuflucht suchen, stranden in Ciudad Juarez, oftmals weil ihnen die nötigen Dokumente fehlen.

Jedes Jahr versuchen Zehntausende Menschen aus Mittel- und Südamerika, vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern in die USA zu fliehen. Allein im Januar nahmen US-Behörden mehr als 128.000 Menschen beim Versuch fest, von Mexiko aus in die USA einzureisen.

    Bei einem Brand in einem Flüchtlingslager in Mexiko kamen mindestens 39 Menschen ums Leben.
    Bei einem Brand in einem Flüchtlingslager in Mexiko kamen mindestens 39 Menschen ums Leben.
    REUTERS
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