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Singende Mauer: "Heute" trifft die Nordkorea-Fans

Damen-Slalom abgesagt, Nordkoreas "Fan-Armee" feierte trotzdem. "Heute" versuchte ein Gespräch mit den singenden Gästen.

Heute Redaktion
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Yongpyong Alpine Centre, Mittwoch Vormittag. Eigentlich sieht alles nach verlorenen Stunden bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang aus. Anreise zum Damen-Slalom, Verschiebung nach Verschiebung. Kurz nach 11.15 Uhr die Meldung: Absage, zu starker Wind – mal wieder. Noch ein kurzer Blick ins Ziel-Stadion. Die Tribünen leeren sich, aber wer feiert da unverdrossen weiter? Ein schneller Blick auf die uniformmäßige Kleidung. Ganz klar: Das ist die "Fan-Armee" aus Nordkorea. Und schon ist "Heute" unterwegs, um mit den Gästen aus dem streng isolierten Nachbarland von Gastgeber Südkorea ein Gespräch zu versuchen.

Feiern trotz Absage

Erst aber die Choreo betrachten: Es wird geklatsch, es wird gesungen. Die Kopfbewegungen und das Lächeln sind perfekt. Das kommt nicht vom Herzen, sondern ist knallhart einstudiert. Auch der Gesang hat wenig mit dem inbrünstigen Gegröle auf einer Sport-Tribüne zu tun. Klingt eher nach Staatsoper. Vor der etwa 80-köpfigen Gruppe steht eine Frau, die Mischung aus Einpeitscherin und Dirigentin ist. Sie sorgt für den perfekten Ablauf der Show. Doch was feiern die Nordkoreaner eigentlich? Die Tribünen sind schon fast leer, die Tore abgebaut. Der Slalom wurde auf Freitag verschoben. Klar, es geht um die "Charm-Offensive", die Nordkorea-Machthaber Kim Jong-un ausgerufen hat. Es sind genügend Journalisten und Kameras da, um der Welt zu zeigen, wie schön man feiern kann.

Keine Interviews

Es wird Zeit, den direkten Kontakt zu versuchen. Bei den Sängerinnen ist das sinnlos, sie sind eine singende Mauer, lassen sich sicher nicht unterbrechen. Doch hinter ihnen sitzen Funktionäre. Vielleicht geht es mit ihnen? "Heute" versucht, näher heran zu kommen. An beiden Seiten der Gruppe sind 20 Polizisten in Uniform. "Interview?", fragen sie, wenn man an ihnen vorbei will. "Yes." Auf einmal steht ein Ordnungshüter in Zivil da. Seine Akkreditierung weißt ihn als Anti-Terror-Spezialist aus. "Sie wollen ein Interview? Das geht nicht." "Vielleicht mit einem der Funktionäre? Nur die Frage, wie es ihnen bei den Spielen gefällt?" Auf einmal stellt sich der Beamte dumm, hat sein Englisch vergessen. "Ich verstehe nicht, was Sie meinen." Gleichzeitig baut er sich mit zwei Kollegen so auf, dass klar ist: Jetzt ist es Zeit, zu gehen.

Singende Mauer

Ob Nordkorea mit der Fan-Aktion Sympathie gewinnt, ist fraglich. Fest steht, dass die schweigende "Singende Mauer" eine heimliche Attraktion der Spiele ist. Wie es der Fan-Abordnung gefällt, ob sie sich für Wintersport interessieren, wer ihr großes Idol ist und was sie für Eindrücke von einer westlich geprägten Industrie-Nation mitnehmen, wird ihr Geheimnis bleiben.