Für viele ist das die Zukunft des Einkaufens: Shops ohne Mitarbeiter, die das Nötigste auch zu Randzeiten anbieten. Doch Sandra M. aus Wien hat nicht erahnt, wie kompliziert es ist.
Seit November betreibt Sandra M. gemeinsam mit ihrem Sohn Dominik K. das Geschäft "Kiosk 23" – einen unbemannten Selbstversorgerladen im 23. Bezirk in Wien. Direkt daneben führt sie zusätzlich einen kleinen Blumenladen. Bevor sie eröffneten, wurde ihnen vom Magistrat bestätigt, dass eine Sonntagsöffnung erlaubt sei – ein entscheidender Grund, das Projekt überhaupt zu starten. Im Kiosk verkauft sie regionale Lebensmittel, Bio-Produkte und frische Blumen – ohne Personal, von 7 bis 21 Uhr zugänglich. Doch inzwischen verbietet die Stadt die Sonntagsöffnung, und Sandra hat bereits eine Strafe von 250 Euro erhalten.
In der Umgebung gibt es kaum Einkaufsmöglichkeiten – vor allem nicht an Sonntagen. "Viele Anrainer haben kein Auto oder sind nicht mobil. Wir haben hier auch den Stadtwanderweg und Besucher aus dem nahegelegenen Caritas-Heim", erzählt Sandra. Unter der Woche gibt es zwar Alternativen, aber gerade sonntags sei ihr Laden für viele eine praktische und wichtige Anlaufstelle. Unterstützt wird sie dabei auch vom Bezirksrat Ernst Paleta, der das Geschäft als innovativen Beitrag zur Nahversorgung sieht und sich für eine Lösung einsetzen möchte.
Sandra versteht die Regeln einfach nicht. "Wenn Süßigkeiten erlaubt sind, warum nicht meine Bio-Gemüse und Blumen? Das macht doch keinen Sinn!" Ihr Geschäft ist offen und zugänglich – kein Automat, kein Personal. Trotzdem wird ihr die Sonntagsöffnung verboten. Für Sandra ein unverständliches und ungerechtes Verbot, das den Laden und ihre Kunden benachteiligt.
"Ich habe keine Mitarbeiter, niemand muss arbeiten. Warum also das Verbot?", fragt sie. Besonders ärgert sie sich darüber, dass ihr direkt angrenzender Blumenladen am Sonntag legal offen haben darf – während sie im Kiosk Kunden abweisen muss.
Die Umrüstung auf echte Verkaufsautomaten kommt für Sandra nicht infrage. "Wir haben den Laden um 15.000 Euro umgebaut – da steigen wir sicher nicht auf Automaten um. Allein das Zutrittssystem mit Bankomatkarten-Registrierung hat schon 2.000 Euro gekostet. Die Investitionskosten für Automaten schätzt sie auf 40.000 Euro – Geld, das sich für ein kleines Geschäft niemals rechnen würde: "Das ist ein Groscherl-G'schäft – damit wird man doch nicht reich. Das hab' ich bis zur Pension nicht abbezahlt."
Der Magistrat bestätigte auf Anfrage von "Heute", dass Selbstbedienungsläden ohne Personal rechtlich nicht als Automaten gelten und deshalb keine Ausnahmeregelung für Sonntagsöffnungen greifen kann. In der Stellungnahme von Marion Häfner-Wittenberger vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus heißt es: "Diese Selbstbedienungsläden können nicht unter die Automatenausnahme des Öffnungszeitengesetzes subsumiert werden."
Sandra wünscht sich eine Ausnahmegenehmigung – auch im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner. "Das ist kein Supermarkt oder Massengeschäft – es ist ein kleiner, ehrlicher Laden mit Bio-Produkten. Ich finde, solche Betriebe sollte man fördern, nicht blockieren." Ihre Hoffnung ruht nun auf der Unterstützung durch die Bezirkspolitik – und auf einem Umdenken in der Stadt.