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Ski-Fans fordern Rauswurf von TV-Kommentatorin

Heute Redaktion
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SRF-Kommentatorin Michele Schönbächler muss viel Kritik einstecken. Im Hintergrund die Schweizer Spitzenfahrerin Corinne Suter, deren Rennen sie unter anderem kommentiert. Bilder: Imago Images; SRF
SRF-Kommentatorin Michele Schönbächler muss viel Kritik einstecken. Im Hintergrund die Schweizer Spitzenfahrerin Corinne Suter, deren Rennen sie unter anderem kommentiert. Bilder: Imago Images; SRF
Bild: imago images

Sie sei die "unerträgliche Stimme des Frauen-Skisports". Es hagelt Kritik an der Schweizerin Michele Schönbächler. Ein Experte kündigte wegen der TV-Kommentatorin sogar.

TV-Ärger bei unseren Nachbarn. Die Frauen-Skirennen sorgen in der Schweiz derzeit Woche für Woche für Gesprächsstoff. Der Grund: Viele Fans echauffieren sich über die Kommentatorin der Bewerbe.

Michele Schönbächler kommentiert die Damenrennen des alpinen Ski-Weltcups im Schweizer SRF. Es ist ihre zweite Saison in dieser Funktion.

Schon im ersten Jahr hatte es einen Eklat gegeben. Experte Michi Bont hatte nach der Ski-WM in Are seinen Job gekündigt, weil er nicht mehr mit ihr und ihrem Kollegen Marco Felder zusammenarbeiten wollte.

Kommentatorin abgewatscht

Praktisch seit Tag eins präsent: Kritik an der Stimme und mangelnder Fachkenntnis. Die kommt von den Fans via Social Media und findet in der großen Schweizer Zeitung "Blick" Widerhall. Die titelte am Freitag, einen Tag vor dem Damen-Slalom in Zagreb: "Heftige Kritik an SRF-Kommentatorin Schönbächler".

Der Bericht startet mit dem vernichtenden Urteil: "Seit rund einem Jahr ist Michele Schönbächler für viele die unerträgliche Stimme des Frauen-Skisports." Ein großer Teil fordere wegen "einer nervtötenden Stimme und fachlichen Defiziten" Schönbächlers Absetzung, geht es nicht minder angriffslustig weiter.

Es wird auf die Meinung der eigenen User verwiesen, zwei werden zitiert. Schönbächler sei eine "Zumutung", "nicht auszuhalten", ihre Stimme "katastrophal".

Dem werden die Statements des SRF und von der Kommentatorin selbst gegenübergestellt. Der Arbeitgeber verweist dabei auf ihre Erfahrung als Kommentatorin, fügt an, dass es Zeit brauche, in eine Rolle in einer spezifischen Sportart hineinzuwachsen. "Sie überzeugt mit ihrem Fachwissen und ihrer Sprachkompetenz." Schönbächler über die Kritik an ihrer Person: "Wie die Athletinnen habe auch ich in der Off-Season intensiv trainiert. Die Arbeit als Journalistin und Kommentatorin bereitet mir große Freude. Ich werde auch den Rest meiner zweiten Saison im Ski alpin mit großem Engagement absolvieren."

Großer Druck durch Kritik

Auch in Österreich sind Sportkommentatoren nicht selten in der Kritik. Besonders jene im ORF, die mit den öffentlich-rechtlichen Übertragungen ein breites Publikum erreichen. Das ist auch im SRF der Fall.

Schönbächler wird bei den Nachbarn aber geradezu abgewatscht. Die Qualität der Kritik ist eine andere, besonders der Fokus auf die Stimme. Es ist nicht der erste Artikel des "Blicks", der verärgerten Fans eine Bühne gibt. Schon im März titelte das Blatt: "Ski-Kommentatorin Schönbächler nervt SRF-Zuschauer".

Mangelnden Einsatz kann man ihr nicht vorwerfen. In der "Off-Season" nahm sie bei Gletscher-Trainings Nachhilfe und absolvierte zusätzliche Sprechtrainings. Der Druck durch die Kritik der Fans ist offensichtlich groß.

Wenn am Samstag ab 13 Uhr Mikaela Shiffrin und Co. um die Zagreb-Krone kämpfen, richtet sich für viele Schweizer der Fokus auf die Stimme von Schönbächler.