Österreich-News

So brisant ist das interne Mail des ORF-Generals

Dem ORF wird Verharmlosung des Hamas-Terrors vorgeworfen. Nun ist eine interne Mail-Aufforderung von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann aufgetaucht.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann richtete einen Appell an die Sender-Mitarbeiter.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann richtete einen Appell an die Sender-Mitarbeiter.
Helmut Graf

Immer mehr ORF-Seherinnen und -Seher kritisieren den ORF für seine Berichterstattung. So wird dem Sender vorgeworfen, sich in Nachrichtensendungen unreflektiert auf Angaben der Hamas-Terrororganisation zu berufen – oder, wie im Fall einer vor wenigen Tagen ausgestrahlten Kinder-"ZIB Zack Mini", den Terror gar zu verharmlosen.

So war in einem Beitrag zum Terror auf Israel davon die Rede, dass "manche" Gaza auch als "Gefängnis unter freiem Himmel" bezeichnen und für viele der "Krieg gegen Israel" nicht überraschend gekommen sei. Und: Wer wen angegriffen hatte und dass es Opfer gebe, wurde nicht erwähnt. Die Redaktion bedauerte nach der Kritik die Vorgänge, der Beitrag wurde in der Mediathek gekürzt.

Nun ist ein internes Mail von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann an "seine" Journalistinnen und Journalisten aufgetaucht, in der der TV-Boss laut "Standard" zu einem "besonderen Maß an Vorsicht und Korrektheit bei der Berichterstattung" rund um den Hamas-Terror auf Israel aufruft.

"Hochemotionalisierte, polarisierte Meinungsäußerungen"

"Mit unseren Korrespondentinnen und Korrespondenten sind wir vor Ort und sorgen für Expertise und Einordnung in einer Zeit, wo selbsternannte Nahost-Expertinnen und -Experten schlagartig 'Virologinnen' und 'Russland-Experten' abzulösen beginnen", wird das Mail im Bericht zitiert. Gleichzeitig zeigte der ORF-Boss seine Verwunderung über "die 'symmetrische und paradoxe' Kritik an der Berichterstattung".

"Wir sind auch bei diesem Thema mit hochemotionalisierten, polarisierten Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit und auf unseren eigenen Feedback-Kanälen wie Social Media oder Kundendienst konfrontiert", so Weißmann. Daher auch sein Aufruf, "journalistisch sorgfältig zu recherchieren und richtig zu kontextualisieren".

"Entscheidet maßgeblich über das in uns gesetzte Vertrauen"

"Und sollte uns dies einmal nicht gelingen, müssen wir uns kritisch damit auseinandersetzen und transparent damit umgehen. Dies entscheidet maßgeblich über das in uns gesetzte Vertrauen", heißt es weiter. Indes sorgt das neue ORF-Gesetz weiterhin für Wirbel. Im kommenden Jahr tritt statt der bisherigen GIS-Gebühr bekanntlich eine Haushaltsabgabe in Kraft.

1/6
Gehe zur Galerie
    Picture
    screenshot der google reviews

    Jeder Haushalt muss also künftig zahlen. Wie diese Woche bekannt wurde, verzichtet Wien auf die Landesabgabe, "Heute" berichtete. Deshalb beinahe unfassbar: Das zähe Ringen und die Pannenserie um das neue ORF-Gesetz ist um eine weitere Episode reicher.

    Neben einem Wirrwarr an Landesabgaben, das für hohe Unterschiede bei den zu zahlenden Beträgen und einem Abstimmungsfauxpas, wodurch das Gesetz vom Bundesrat acht Wochen lang blockiert wurde, nun der nächste Knalleffekt: Der Verfassungsgerichtshof hat Teile des ORF-Gesetzes als verfassungswidrig erklärt! Konkret geht es darum, dass die Bundesregierung mehr Mitglieder in den ORF-Stiftungsrat bestellen kann als der Publikumsrat."