Wirtschaft

So hoch sind die Verluste heuer im Weihnachtsgeschäft

Am 7. Dezember durfte der Handel nach dem dreiwöchigen Lockdown wieder öffnen. So fällt die Bilanz des Weihnachtsgeschäfts nach einer Woche aus.

Stefanie Riegler
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Einkaufszentrum in Graz
Einkaufszentrum in Graz
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

Seit einer Woche haben die Geschäfte in Österreich wieder geöffnet. Gerade die Zeit vor Weihnachten ist die wichtigste im Handel. Doch wie Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands erklärt, sind die Verluste nach wie vor hoch.

"Die erste Woche seit der Wiedereröffnung des stationären Non-Food Handels ist deutlich hinter den Erwartungen des heimischen Handels geblieben. Zwar haben in den letzten Tagen viele Händler wieder ähnliche Umsätze wie vor dem harten Lockdown verzeichnet, von den erhofften Nachholeffekten kann jedoch in den meisten Segmenten keine Rede sein", so Will

Im Schnitt wurde lediglich ein Drittel der Käufe im stationären Handel nachgeholt. Zwei Drittel der Verluste aus dem zweiten Lockdown sind laut Handelsverband nicht mehr aufholbar. Montag, der 7. Dezember und Samstag, der 12. Dezember waren die umsatzstärksten Tage. Der verkaufsoffene Feiertag Maria Empfängnis (8.12) verlief eher enttäuschend. Zu dem im Vorfeld befürchteten Kundenansturm kam es jedenfalls nicht.

Ausfall der Bankomatkassen sorgt für Ärger

Ein Rückschlag am vergangenen Einkaufssamstag war der Ausfall der Bankomatkassen. Für ungefähr zwei Stunden um die Mittagszeit funktionierte die Kartenzahlung österreichweit nicht. Vielfach haben Kunden die Geschäfte verlassen, da sie etwa bei kostspieligen Produkten wie Schmuck nicht ausreichend Bargeld dabei hatten.

Durch den knapp zweistündigen Ausfall entstand vielerorts ein hoher Schaden an diesem wichtigen Einkaufstag, der nur schwer wieder aufzuholen ist, erklärten die betroffenen Händler. Die Probleme waren auf eine Störung bei einem Internetprovider zurückzuführen. Vorübergehend konnten dadurch Zahlungstransaktionen nicht korrekt abgewickelt worden.

Laut Handelsverband wirkt sich die fehlenden Gastronomie auf das Einkaufsverhalten der Österreicher aus. Die damit reduzierte Aufenthaltsdauer sowie der Einhaltung der Pandemie-Vorschriften führe zu Umsatzrückgängen. Wie der Handelsverband jedoch mitteilte, läuft mit den Abstands- und Zutrittsregeln in den Geschäftsräumen alles ruhig und sicher ab. Auch halten sich die Kunden an die Maskenpflicht.

Große Nachfrage bei Sport- und Freizeitartikeln

Bei den Umsätzen gibt es jedoch Unterschiede in den verschiedenen Branchen, sowie auch in den Bundesländern. "In der vergangenen Woche ist die Bilanz im Bereich Sportartikel/Freizeit sehr gut ausgefallen, insbesondere im Fitness-Sortiment. Auch Spielwaren, Möbel, Elektro, Deko- und Weihnachtsartikel haben in den letzten sechs Tagen ganz gut funktioniert. Die Segmente Bekleidung/Mode, Schuhe und Uhren/Schmuck bewegten sich umsatzmäßig leicht unter dem Vorjahresniveau", erklärt Rainer Will.

Der Online-Handel profitiert nach wie vor in fast allen Bereichen. "Wir erleben heuer das stärkste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten im Onlinehandel", so der Handelsverband-Chef. Die Paketmengen sind nach wie vor enorm. Die österreichische Post verteilt an manchen Tagen mehr als eine Million Pakete, "Heute" berichte.

Im Regionalvergleich gingen aus der Wiener Innenstadt positive Umsatzmeldungen beim Handelsverband ein, die Bilanz in den Landeshauptstädten fielen durchwachsen aus. Die Ausläufer des Weihnachtsgeschäfts dauern laut Handelsverband noch bis Ende Jänner an, allein Gutscheine machen ein gutes Drittel der Weihnachtsumsätze aus und sie werden zu 90 Prozent erst nach Silvester eingelöst.

Rückgang um 20 Prozent erwartet

Der Handelsverband erwartet in seiner ersten Prognose heuer einen Rückgang der Weihnachtsausgaben im Dezember um 20 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro brutto. "Im Vorjahr konnten wir noch das Rekordergebnis von 1,43 Milliarden Euro umsetzen. Geld, Gutscheine und Reisen zählen seit Jahren zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Letztere werden heuer großteils wegfallen, wodurch die Beliebtheit von Gutscheinen für den heimischen Handel weiter zunehmen könnte", so Will.

Der Handelsverband-Geschäftsführer fordert aufgrund der Umsatzrückgänge die Einführung eines "Österreich-Schecks". Diese Gutscheine im Wert von 500 Euro sollen an Konsumenten ausgegeben und nur im österreichischen Handel eingelöst werden können, "Heute" berichtete.

In Deutschland wird ab Mittwoch ein harter Lockdown verhängt, auch der Handel muss schließen. Wie SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am Sonntag in der "Pressestunde erklärte, halte sie eine "Weihnachtsruhe" für sinnvoll, wenn die Infektionszahlen bis nächste Woche nicht unter 1.000 sinken.

Laut den derzeitigen Infektionszahlen scheint auch in Österreich ein erneuter Lockdown denkbar. Die Regierung will sich momentan nicht festlegen, beobachtet die Zahlen, bis Mittwoch könnte dann eine Entscheidung fallen. 

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