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Ivica Osim: So krank ist er, darum sagte ihm Rapid ab

Heute Redaktion
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Ivica Osim führte Sturm Graz zu zwei Meisterschaften, drei Cup-Titeln und den Gruppensieg in der Champions League. Was macht der 78-Jährige heute? Er gibt Einblick in sein Leben.

"Ich fühle mich praktisch wie ein Vogel im Käfig. Ich kann Fußball nur im Fernsehen schauen, von Zeit zu Zeit gehe ich ins Stadion. Das ist meine größte Freude. Mir tut es weh, dass ich meinem Job nicht mehr nachgehen kann", erklärt Osim im Gespräch mit "SPOX".

Der einstige Erfolgscoach der "Blackies" erlitt im November 2007 einen Schlaganfall, von dem er heute noch gezeichnet ist. "Wir haben von Montag bis Freitag jeden Tag einen Arzttermin meint Ehefrau Asima. Nachsatz von Osim: "Die Ärzte haben mir gesagt, dass es mir in dreizehn Jahren besser gehen sollte. Darauf warte ich noch immer."

Trotzdem hat er den Fußball nie aus dem Blick verloren: "Ich schaue alle Spiele, die übertragen werden." Aber: "Im Fußball zu arbeiten ist anders als Fußball zu beobachten. Man lebt anders, man studiert die Spieler und Spiele anders."

Osim saß von 1994 bis 2002 auf der Sturm-Trainerbank. Doch beinahe wäre es anders gekommen und er hätte bei Rapid angeheuert. Doch der Bosnien-Krieg (1992 bis 1995) und eine Entscheidung der Hütteldorfer ließen das Engagement platzen. "Ein Manager hat damals erzählt, ich wäre gegen Serben und kein Trainer für Rapid. So wurde das präsentiert. Eine schwierige Geschichte. Ich war immer neutral. Ich war zwar Vizebürgermeister von Sarajevo, für Politik habe ich mich aber nie interessiert."

So wurde Osim zum Sturm-Trainer, obwohl es immer wieder andere Optionen gab. "Ich hatte Angebote von großen, besseren Vereinen. Ich habe mich immer gefragt: Was mache ich dort? Was kann ich mit solchen Spielern tun? Immer auf den Tisch hauen und schreien geht nicht, dafür sind die Spieler zu gut." Selbst bei einem Angebot von Real Madrid hätte er abgelehnt: "Da spucken sie mir vielleicht vor die Füße."

Für die Zukunft hat er einen Wunsch, der wohl nicht in Erfüllung gehen wird: "Ich würde gerne noch einmal von Anfang an beginnen. Ich habe immer am Anfang begonnen. Aber vermutlich wäre es schwerer. Die Trainer sind viel besser als früher. Sie leben anders, sie analysieren anders, sie sprechen anders. Und bevor eine Mannschaft formiert werden kann, werden entweder der Trainer oder die Spieler gewechselt. Das ist nicht gut."