Sport
So schleift Kondi-Monster Sepp Resnik den neuen Thiem
"Immer Richtung Friedhof", schreit Sepp Resnik. Es ist kurz vor 23 Uhr, ein Wald bei Gutenstein, Dauerregen. In London kuschelt sich Dominic Thiem vor dem Tennis-Masters in die mit seinen Initialen "DT" bestickte Bettwäsche.
"Immer Richtung Friedhof", schreit Sepp Resnik. Es ist kurz vor 23 Uhr, ein Wald bei Gutenstein, Dauerregen. In London kuschelt sich vor dem Tennis-Masters in die mit seinen Initialen "DT" bestickte Bettwäsche.
Resnik (64) – ein Ex-Offizier, der drei Mal um die Welt radelte – läuft bei vier Grad oben ohne. Die Gestalt neben ihm schnauft, Resnik fühlt seinen Puls. "Hier rauf trugen Dominic und ich Bäume. 25 Kilo – ein, zwei Stunden lang. Nur gehen, nicht laufen. Der Wald war unser Fitness-Center. Hier lenkt dich keine Frau ab, hier liegt die Kraft zum Abholen bereit." Thiem ist jetzt Tennisstar, Resnik als sein Kondi-Guru Geschichte. Jetzt baut er am nächsten Thiem: Stefan Zivkovic. "Papa Diamanthändler aus Belgrad, da Bua Rohdiamant." Und Resnik schleift ihn.
"Von 20 bis 24 Uhr – jede Nacht. Die besten Soldaten kämpfen ja auch in der Nacht, ich komme von der Elitetruppe. Am Tag trainiert er Tennis, dann soll er rasten. Ich will keine Leiche." Im 13-m²-Zimmer muss Zivkovic 500 Sit-ups machen. "Willensschulung", erklärt Resnik. "Wie geht’s dir?", fragt er bei Sit-up 265. "Ich muss in sein Herz. Sonst geht er mit mir nicht über Grenzen." Den Schlüssel zu Thiems Herz hatte er. "Dominic sagte Bruder zu mir. Ich lehrte ihn richtig laufen – mit Spikes."
Sie duschten unterm Wasserfall, trainierten, bis beide schrien. "Dann sagte ich: Hör auf zu schreien! Du bist 20, ich 60." "Zivkovic ist zwei Jahre früher dran als Thiem. Aus dem wird was", ist Resnik sicher. "Ein Killer muss er sein. Aber Dominic war auch lang Gentleman: Brav grüßen, brav spielen. 'Du musst Drecksau sein', sagte ich – und griff nach seinem Geldtaschl. Ich stahl ihm die 100 Euro vom Papa. 'Dom, ich bin ein Dieb. Ich nehm dir dein Geld weg. Die Gegner da draußen sind auch Diebe, die wollen dein Geld.' Bum, das saß."