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So verlief Ötzis letzte Lebensstunde

Heute Redaktion
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Darauf haben wir gewartet! Wissenschaftler haben jetzt die letzte Lebensstunde der Eisleiche Ötzi nachzukonstruieren. Fazit: Ötzi war kein Hirte, wurde nicht auf einer Grabstätte gefunden und er war auch nicht auf der Flucht.

Nach dem zweiten Mumienkongress in Bozen vom vergangenen Wochenende, bei dem über 100 Wissenschafter aus aller Welt teilgenommen haben, muss die Geschichte der vor über 20 Jahren entdeckte Gletschermumie neu geschrieben werden: "Ötzi hat gerastet und ein ausgiebiges Mahl eingenommen. Bei dieser Rast ist er von einem Angreifer überrascht, erschossen und liegen gelassen worden", beschreibt Albert Zink, Leiter des Bozner EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman, das Todesszenario.

Ötzi wurde gar nicht begraben

Somit wurden auch Theorien, er wurde in einer Grabstätte beerdigt, zunicht gemacht. Die Haltung der Mumie mit dem Arm schräg nach oben und das Fehlen von Steinansammlungen oder grabähnlichen Arrangements spricht gegen die Begräbnistheorie", erzählte der Forscher.

Archäologischen und botanischen Erkenntnissen zufolge, habe es in der Kupferzeit noch keine saisonale Wanderviehwirtschaft gegeben. Laut Wissenschaftern begann diese erst in der Bronzezeit ab 1500 v. Chr. Damit wurde ausgeschlossen, dass Ötzi ein Hirte sei.

Ausgiebeige Mahlzeit genommen

Fest steht: In Ötzis Magen befand sich eine ausgiebige Mahlzeit: Steinbockfleisch, Getreidekörner, Blätter, Äpfel und auch Fliegenflügel. Der Eismann hatte das Mahl 30 bis 120 Minuten vor seinem Tod eingenommen. Daher gehen die Forscher davon aus, dass er sich nicht auf der Flucht befunden habe. Andernfalls hätte er nicht so ausgiebig essen können...

Jahreszeit des Ötzi-Todes bestimmt

Auch weiß man jetzt, zu welcher Jahreszeit Ötzi gestorben ist: im Frühling, und nicht, wie bisher vermutet, im Herbst. Die Wissenschaftler fanden nämlich Hopfenbuche in Ötzis Magen. Und diese Pflanze wächst nur im Frühling.

Zuvor überlebte Ötzi Kopfverletzung

Bereits vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass Ötzi sich kurz vor seinem Tod ein stark blutendes Cut mit einer Fraktur bei der rechten Augenhöhle gehlt hatte. Sein Augapfel blutete von der Prellung. Untersuchungen bestätigen ein Schädel-Hirn-Trauma. "Dieses allein hätte bereits tödlich sein können, hat sicherlich aber neben der Schussverletzung zum Tode beigetragen", teilten Wissenschafter der Ludwig-Maximilian Universität in München ihre Erkenntnisse mit. Ungeklärt blieb die Frage, ob sich der Eismann das Trauma durch einen Sturz oder durch einen Schlag auf den Kopf zugezogen hatte.