Gesundheit

So viele Covid-Waisenkinder gibt es in Österreich

Anhand einer Modellrechnung wird mit 6,7 Millionen Kindern gerechnet, die zu Voll- oder Halbwaisen geworden sind. In Österreich schätzt man 620. 

Sabine Primes
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Heranwachsende, einen Elternteil oder sie versorgenden Angehörige verlieren, tragen eine große Bürde mit sich.
Heranwachsende, einen Elternteil oder sie versorgenden Angehörige verlieren, tragen eine große Bürde mit sich.
Getty Images

Weltweit wurden bisher bereits fast sechs Millionen Todesfälle durch Covid-19 registriert. Die Pandemie wird noch jahrzehntelang Auswirkungen haben - vor allem auf Kinder und Jugendliche, die Großeltern oder Eltern(-teil) verloren haben. Eine Modellrechnung ergeben, die jetzt in einer Fachpublikation des "Lancet" erschienen ist, rechnet mit 6,7 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahre weltweit, die durch Covid-19 zu Waisen oder Halbwaisen wurden oder nächste Verwandte verloren haben. 

"Wir schätzen, dass für jede Person, die im Rahmen der Pandemie gestorben ist, ein Kind als (Halb-)Waise oder nach dem Verlust eines versorgenden Angehörigen zurückgeblieben ist. Das bedeutet, dass ein Kind alle sechs Sekunden in eine Situation gerät, lebenslang Nachteile zu haben, wenn nicht adäquat und schnell Hilfe erfolgt", wurde Erstautorin Susan Hills vom "Lancet" in einer Aussendung zitiert. Sie hat die Modellrechnung bei den US-Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC/Atlanta) in Zusammenarbeit mit dem Imperial College in London durchgeführt. 

10- bis 17-Jährige am meisten betroffen

Die Daten in der Modellrechnung wurden bis Ende Oktober 2021 aktualisiert. Demnach gab es zu diesem Zeitpunkt weltweit rund 5,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die durch Covid-19 zu Voll- oder Halbwaisen geworden sind oder sie versorgende nächste Angehörige (z.B. Großeltern) verloren hatten. Weiter laufende Schätzungen zeigen, dass bis Jänner 2022 weltweit bereits 6,7 Millionen dieser mittelbaren Covid-19-Opfer unter den Heranwachsenden leben.

Obwohl zu den Betroffenen bis Ende Oktober 2021 fast 500.000 Kinder im Alter bis 4 Jahre gehörten und 5- bis 9-Jährige (740.000 weltweit) ebenfalls häufig mittelbare Opfer der Pandemie geworden sind, stellen die 10- bis 17-Jährigen mit 2,1 Millionen die am häufigsten betroffene Altersgruppe dar. 

Große Bürde für späteres Leben

Heranwachsende, die mit dem Verlust zumindest eines Elternteils oder eines sie versorgenden Angehörigen leben, tragen eine große Bürde mit sich: Ein erhöhtes Risiko für spätere Armut, Ausbeutung, sexuelle Gewalt oder sexuellen Missbrauch, HIV-Infektion, psychische Leiden und soziale Benachteiligung. Die Wissenschaftler fordern die Verantwortlichen weltweit auf, für die Kinder und Jugendlichen mit Verlust ihrer Angehörigen durch Covid-19 entsprechende Hilfsmaßnahmen zu ergreifen.

Daten für Österreich

Die Modellrechnung zeigt auch aktualisierten Daten für Österreich: Demnach dürften hierzulande durch Covid-19 rund 620 Kinder vom Verlust zumindest eines Elternteils oder von Großeltern im Haushalt betroffen sein. Einen oder beide Elternteile hätten rund 390 Kinder und Jugendliche verloren. 420 Heranwachsende betrauern den Verlust von Mutter und/oder Vater oder sie versorgende Großeltern.