GesundheitsTrends Kolumne

Summertime Sadness: Mehr betroffen, als man denkt

Dauerglücklich, nur weil die Sonne scheint? Warum das nicht gut gehen kann - und auch Traurigkeit im Sommer Platz braucht.
Nastassja Offenbacher
09.07.2025, 13:42
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Warme Abende, laue Nächte und der ein oder andere Flirt - das kollektive Bild vom Sommer ist voller Freiheit und Glück. Urlaub, Festivals und schöne Abende mit Freund:innen ist für die meisten das Ziel und die Vorstellung zu Beginn des Sommers. Doch während viele tatsächlich aufblühen, gibt es Menschen, die sich in genau dieser Jahreszeit fehl am Platz fühlen.

Denn viele erleben den Sommer ganz anders, als es beispielsweise auf Social Media propagiert wird: Für manche fühlt sich diese Jahreszeit nicht nach Leichtigkeit an, sondern nach Überforderung - sei es durch eine aktuelle Krise, beruflichen Stress, Erschöpfung, dem sogenannten Sommerblues oder allgemeine Traurigkeit. Gerade diese Menschen fühlen sich jetzt besonders isoliert, weil sie nicht in das Bild passen, das überall präsentiert wird.

Und obwohl man eigentlich weiß, dass Instagram & Co, nur einen Bruchteil des Lebens zeigen - fühlt es sich trotzdem so an, als wäre besonders im Sommer der Alltag nur dann etwas wert, wenn er aussieht wie ein Posting.

Wenn das Bild vom Sommer nicht der Realität entspricht

"Du musst das Leben genießen", "Ach es ist doch so schön draußen, sei doch dankbar" - gut gemeinte Ratschläge wie diese können Betroffene noch mehr verunsichern und an ihren Gedanken zweifeln lassen. Hört man vermehrt solche Sätze, dann handelt es sich vermutlich um die sogenannte toxische Positivität - dem gesellschaftlichen Zwang, auch negative Gefühle sofort mit Optimismus zu überdecken, egal wie es einem wirklich geht.

Die Erwartung, "jetzt aber glücklich zu sein", kann sich zu einem unsichtbaren Druck aufbauen und auch das Gefühl breitmachen, nicht dazuzugehören, wenn man sich eben nicht danach fühlt. Denn: Nur weil die Sonne scheint und es über 25 Grad hat, hört die Psyche nicht auf, ihre eigene Wetterlage zu haben. Die Folge: Viele schweigen und während alle anderen lachen, fühlt man sich derjenige immer einsamer und weniger gehört.

Summertime Sadness - Ja bitte!

Melancholie oder eben auch Sorgen sind im Sommer wie barfuß auf dem heißen Sand: unangenehm, aber man muss/ sollte da durch. Und vielleicht auch deshalb so wichtig. Denn Traurigkeit ist kein Störsignal, sondern ein Hinweis. Statt krampfhaft glücklich zu sein, lohnt es sich, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen, anstelle alles runterzuschlucken. Kommt schneller hoch, als ein falsches Essen nach dem Fortgehen.

Wer sich im Sommer auch erlaubt, Traurigkeit zuzulassen, dann kann das auch erleichternd sein. Zwischen Grillabenden und Festival-Besuchen braucht es nämlich auch Räume für echte Gespräche, stille Nachmittage und ehrliche Worte.

Selbstfürsorge: Warum Therapie sexy ist

Und wenn die Traurigkeit nicht mehr ein Gast ist, sondern wie ein Dauerbewohner ist, dann sollte man sich ohne Scham professionelle Hilfe holen. Und nein, das ist kein Zeichen der Schwäche, sondern bedeutet, dass man bereit ist, sich selbst besser zu verstehen. Schließlich geht man auch nicht erst ins Gym, wenn man nicht mehr laufen kann.

Therapie ist ein Zeichen emotionaler Intelligenz und Selbstfürsorge. Und das ist mindestens genauso sexy wie ein durchtrainierter Körper - nur eben leider weniger fotogen.

{title && {title} } nas, {title && {title} } Akt. 09.07.2025, 14:54, 09.07.2025, 13:42
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