Klimaschutz

Sorge wegen neuer Korallenbleiche am Great Barrier Reef

Das Great Barrier Reef vor Australiens Nordostküste ist angesichts wärmerer Meerestemperaturen einer ernsthaften Korallenbleiche ausgesetzt.

Lydia Matzka-Saboi
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Die Temperaturen rund um das Great Barrier Reef liegen Wissenschaftlern zufolge deutlich über dem März-Durchschnitt.
Die Temperaturen rund um das Great Barrier Reef liegen Wissenschaftlern zufolge deutlich über dem März-Durchschnitt.
Stringer / AP / picturedesk.com

Am Great Barrier Reef breitet sich aufgrund thermischen Stresses im gesamten Riff erneut eine Korallenbleiche aus. Luftaufnahmen hätten eine weitverbreitete Bleiche entlang des rund 2.300 Kilometer langen Naturwunders gezeigt, teilte die für das Riff zuständige Marineparkbehörde (GBRMPA) am Freitag mit. Die Auswirkungen an der Weltnaturerbe-Stätte reichten "von geringfügig bis schwerwiegend".

Die Temperaturen rund um das größte Korallenriff der Welt hätten in der vergangenen Woche zwischen 0,5 und 4,0 Grad über dem März-Durchschnitt gelegen, sagte Chefwissenschafter David Wachenfeld. Das sei untypisch für diesen Monat, wenn in Australien der Herbst beginnt und es kühler wird. "Dies bedeutet, dass sich der thermische Stress im gesamten Riff weiter angehäuft hat." Am stärksten sei der mittlere Teil betroffen. An manchen Stellen seien Korallen auch abgestorben.

Gebleichte Korallen seien gestresst, aber noch am Leben, betonte Wachenfeld. "Wenn die Bedingungen sich verbessern, können sich gebleichte Korallen von diesem Stress erholen." Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben.

Great Barrier Reef auf die Rote Liste?

Der Korallenexperte Terry Hughes von der Universität James Cook sagte der Nachrichtenagentur AAP, es könne sich um eine neue Massenbleiche am Riff handeln. Es wäre die sechste insgesamt und die vierte in nur sechs Jahren nach 2016, 2017 und 2020. Dies werde erst feststehen, wenn alle Daten analysiert seien.

Die beunruhigenden Berichte kommen nur wenige Tage vor dem Besuch einer Expertengruppe des UNESCO-Welterbekomitees zur Begutachtung des Great Barrier Reefs. Dieses dehnt sich über mehr als 340.000 Quadratkilometer aus.

Die UNESCO hatte 2021 bereits gedroht, das Riff auf die Rote Liste des "gefährdeten" Welterbes zu setzen. Auf Druck der australischen Regierung war es der Herabstufung aber gerade noch einmal entgangen. Erst 2023 soll wieder über das Naturwunder beraten werden. Premierminister Scott Morrison hat erst kürzlich ein Maßnahmen-Paket zum Schutz des Riffs vorgestellt. Über neun Jahre sollen insgesamt eine Milliarde Australische Dollar (630 Millionen Euro) in Maßnahmen zum Erhalt des Ökosystems investiert werden.

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