Gefahr aus dem All

Stufe 3! Asteroid 2024 YR4 rast auf die Erde zu

2032 könnte der Asteroid 2024 YR4 die Erde treffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt derzeit bei 2,3 Prozent. Müssen wir uns Sorgen machen?
08.02.2025, 10:30

Was wissen wir über Asteroid 2024 YR4?

Der Asteroid 2024 YR4 wurde erstmals am 27. Dezember 2024 vom Observatorium El Sauce in Chile gesichtet. Sein Durchmesser kann derzeit nur geschätzt werden, dürfte aber näher bei 50 als bei 100 Metern liegen. Die aktuelle Berechnung seiner elliptischen Umlaufbahn um die Sonne hat ergeben, dass er am 22. Dezember 2032 der Erde sehr nahe kommen wird.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er dann auf der Erde einschlagen wird, liegt derzeit laut Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa bei 2,3 Prozent. Aufgrund dieses Wertes wurde der Asteroid auf Stufe 3 der Turiner Skala gesetzt.

Was bedeutet Stufe 3 für 2024 YR4?

Die Turiner Skala bewertet die möglichen Gefahren von erdnahen Objekten, sogenannten Near Earth Objects oder NEOs, für die Erde. Sie reicht von null bis zehn. Wobei 0 keinerlei Gefahr bedeutet und 10 einen sicheren Einschlag, der die Zivilisation in ihrer Existenz bedroht.

2024 YR4 ist derzeit der am höchsten eingestufte Asteroid auf der Skala, alle anderen NEOs stehen auf Stufe 0. Stufe 3 bedeutet, dass "aktuelle Berechnungen eine Wahrscheinlichkeit von über einem Prozent für eine Kollision ergeben, die lokale Zerstörungen verursachen würde". Der Asteroid erfordert die Aufmerksamkeit der Astronominnen und Astronomen, steht also unter intensiver Beobachtung.

Wann wissen wir, ob 2024 YR4 die Erde trifft?

Derzeit sind weltweit Teleskope auf 2024 YR4 gerichtet. Ihr Ziel: die Umlaufbahn des Asteroiden um die Sonne genauer zu berechnen. Zurzeit sind die Berechnungen noch mit Unsicherheiten behaftet, wie der Astrophysiker Martin Jutzi von der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie der Universität Bern ausführt.

"2024 YR4 konnte erst über einen kurzen Zeitraum beobachtet werden und bewegt sich derzeit auf einer mehr oder weniger geraden Linie von der Erde weg", so Jutzi. Das mache die Berechnung der Umlaufbahn schwierig. Es sei deshalb unklar, ob die Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag noch korrigiert wird, bevor der Asteroid ab April von der Erde aus nicht mehr sichtbar sein wird. Das wird sich 2028 ändern.

Was passiert 2028 mit 2024 YR4?

Im Dezember 2028 wird sich 2024 YR4 der Erde auf rund acht Millionen Kilometer nähern. Das gibt den Forschenden die Möglichkeit, den Asteroiden über einen längeren Zeitraum zu beobachten und die Umlaufbahn genauer zu bestimmen.

"Spätestens dann werden wir wissen, ob 2024 YR4 an der Erde vorbeifliegen oder sie treffen wird", sagt Jutzi. "Die Chancen sind sehr, sehr groß, dass sich herausstellen wird, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit vorbeifliegen wird." Das war auch beim Asteroiden Apophis so, der 2004 auf Stufe 4 der Turiner Skala eingestuft worden war. Inzwischen ist klar, dass der 300-Meter-Brocken bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mit der Erde kollidieren wird.

Wäre es möglich, 2024 YR4 abzulenken?

Die Nasa hat mit der Dart-Mission (siehe Box) bewiesen, dass es möglich ist, mit einem geplanten Einschlag eines Raumschiffs auf einen Asteroiden dessen Bahn zu verändern. "Ich denke, einen Asteroiden dieser Größe könnte man mit einem sogenannten Kinetic-impactor, wie es die Dart-Mission war, ablenken", sagt Jutzi.

Die Herausforderung bestehe darin, eine solche Mission in relativ kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Denn das Raumschiff bräuchte ein bis zwei Jahre, um den Asteroiden zu erreichen. Jutzi ist aber zuversichtlich, dass die Zeit für eine Mission reichen würde, sollte sich 2028 zeigen, dass der Asteroid abgelenkt werden muss.

Welche Schäden drohen, sollte 2024 YR4 die Erde treffen?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. "Die Größe ist sicher entscheidend", sagt Jutzi. Die Masse und damit die Zerstörungskraft eines 100-Meter-Asteroids ist um mehr als den Faktor 10 größer als bei einem 40-Meter-Objekt. Dann spielt der Ort des Einschlags eine Rolle. Das mögliche Einschlaggebiet könnte über dem östlichen Pazifik, dem Norden Südamerikas, dem Atlantik, Afrika, dem Arabischen Meer oder Südasien liegen. Zwar seien die Chancen sehr klein, dass der Asteroid bewohntes Gebiet treffe, sollte er allerdings in einer Metropolregion niedergehen, wären die Folgen verheerend, erklärt Jutzi. Sollte 2024 YR4 tatsächlich in die 100-Meter-Kategorie fallen, würde er bei einem Einschlag wohl einen kilometergroßen Krater hinterlassen und ein 100 Quadratkilometer großes Gebiet zerstören.

Muss man sich wegen 2024 YR4 also Sorgen machen?

Die Einstufung auf der Turiner Skala hat zur Folge, dass der Asteroid so genau beobachtet wird wie zurzeit kaum ein anderes Objekt im Weltall. Unabhängig davon, was die genaueren Berechnungen der Umlaufbahn von 2024 YR4 ergeben, ist man also vorbereitet. Stand heute wird der Asteroid mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 98 Prozent an der Erde vorbeifliegen. Die Erfahrung mit anderen Asteroiden hat gezeigt, dass je genauer die Umlaufbahn bestimmt werden kann, das Einschlagrisiko rasch auf null gesenkt werden konnte. "Einschläge von Objekten dieser Größe kommen nur alle paar Tausend Jahre vor", hält Jutzi fest.

"Es gibt keinen Grund zur Panik"

Sollte sich doch herausstellen, dass ein Einschlagrisiko besteht, verfügen die Raumfahrtorganisationen heute über die Mittel, einen Asteroiden dieser Größe abzulenken. Und sollte der Asteroid doch die Erde treffen, ist die Chance, dass er bewohntes Gebiet trifft, sehr gering. Denn der Anteil solcher Gebiete ist verglichen mit der Fläche der unbewohnten Landmassen und der Ozeane sehr klein. Zudem ist der Asteroid von seinen Dimensionen her kein Planetenkiller, der die Existenz der Menschheit bedrohen könnte. "Es gibt keinen Grund zur Panik", lautet das Fazit von Jutzi.

{title && {title} } 20 Minuten,wil, {title && {title} } Akt. 08.02.2025, 14:05, 08.02.2025, 10:30
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