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Spediteur zerstört Parkett, will Reparatur nicht zahlen

Ein Spediteur, der bei einer Möbellieferung das Parkett eines Wiener zerstörte, will von den Schäden nichts wissen. 

Marlene Postl
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Nach einer Möbellieferung war das Parkett eines Wieners übersäht mit solchen Löchern
Nach einer Möbellieferung war das Parkett eines Wieners übersäht mit solchen Löchern
privat / Symbolfoto

Online Shopping erlebt durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie einen Höhenflug. Viele Österreicher nutzten die Zeit, die vermehrt zuhause verbracht wurde, um ihre eigenen vier Wände zu verschönern. So auch der 53-Jährige Martin. Er bestellte im Herbst ein neues Bett und ein neues Sofa auf einer Online-Plattform. Da der Händler im Gegensatz zu Möbel-Riesen wie Ikea keine eigenen Logistikabteilung hat, erfolgte die Lieferung über einen Partner, ein internationaler Spediteur. 

Lieferanten verwendeten keine Gurte oder ähnliche Hilfsmittel

Das neue Bett des Wieners konnte problemlos geliefert werden, die Möbelpacker informierten ihn aber für das Sofa sei eine Sondergenehmigung nötig, weil es nicht mit dem Aufzug befördert werden könne, sondern von vier Männern mit einem Treppenlift transportiert werden müsse.

Als dann ungefähr die Zustellung des Sofas erfolgte, war Martin verwundert zu sehen, dass das Sofa sehr wohl im Aufzug gebracht wurde, und das nicht von, wie angekündigt, vier, sondern nur zwei Personen. Die beiden Mitarbeiter, die zum zweiten Liefertermin auftauchten, arbeiteten auch plötzlich völlig anders als zuvor. Die Möbelpacker verwendeten keine Tragegurte oder ähnliche Hilfsmittel, der 53-Jährige zweifelte, dass hier mit Sorgfalt gearbeitet wurde. 

Möbelpacker rief an und rastete am Telefon aus

Als er am nächsten Tag staubsaugte bestätigten sich Martins Zweifel: das Parkett auf seiner Holzstiege war plötzlich mit kleinen Löchern übersäht. Da das Speditions-Unternehmen, mit dem sein Sofa geliefert werden sollte ein internationales Unternehmen mit rund 150 Stadtorten und einem Jahresumsatz in Milliardenhöhe ist, erhoffte sich der 53-Jährige eine unkomplizierte und kulante Lösung für den Vorfall. Diesbezüglich erlebte er allerdings eine herbe Enttäuschung.

Nachdem er den Schaden meldete, erhielt Martin einen Anruf von einem Mann, der sich als Mitarbeiter der Speditionsfirma vorstellte. Martin beschrieb auf dessen Aufforderung hin sachlich die Umstände des Vorfalls. Sein Gegenüber enthüllte daraufhin, einer der Möbelpacker zu sein, die das Sofa lieferten und rastete aus. "Er schrie mich an, bezichtigte mich, ein Lügner zu sein und drohte mir mit irgendwelchen Kosten", berichtet der 53-Jährige. 

Groß-Spediteur beauftragte kleine Möbelpacker-Firma

Schließlich plauderte der Speditions-Mitarbeiter in seiner Rage aus, er sei kein Angestellter des großen Speditions-Unternehmens - er habe eine eigenen kleine Firma, die mit dem Transport beauftragt wurde. "Es ist mir unverständlich wie eine professionelle Transportfirma bei einer Lieferung so laienhaft agieren kann. Ohne Gurt, zu zweit und ohne die Umstände genauer zu betrachten. Es ist offensichtlich, dass bei 120 Kilo Gewicht der Hintermann mindestens zwei Drittel der Gesamtlast zu tragen hat", erzählt Martin im Gespräch mit "Heute".

Er vermutet, dass die kleine Transport-Firma den Auftrag des großen Spediteurs angenommen hat, und dann nicht nach bestem Gewissen arbeitete sondern versuchte möglichst viel Geld zu sparen. Immerhin wurden Martin angekündigt, es brauche vier Mann und einen Treppenlift - vor Ort waren aber nur zwei Personen ohne jegliche Ausrüstung. 

Versicherung der Firma sagt sie zahlt nicht, ohne Schaden überhaupt zu begutachten

Bis heute hat der Wiener keinen Cent an Schadensersatz gesehen. Ein Angestellter des großen Speditions-Unternehmens informierte ihn telefonisch, dass ihre Versicherung den Schaden abgelehnt habe - dies allerdings, ohne ihn ein einzelnes Mal begutachtet zu haben. Die einzige Rückmeldung die er danach bekam, war von dem Mitarbeiter der kleinen Transport-Firma, der ihn zuvor schon kontaktiert hatte. Wieder wurde der Mann am Telefon ausfällig, als Martin berichtete, den Fall schon an seine Rechtsschutzversicherung weitergegeben zu haben. 

Lösung ist für den Wiener leider keine in Sicht. Seine Rechtsschutzversicherung informierte Martin, er könne den Schaden nur gerichtlich einklagen, die Chancen zu gewinnen seien allerdings gering. Die Versicherung bot ihm eine Prozesskostenablöse in Höhe von 400 Euro an - eine Summe, die eindeutig nicht ausreicht, um sein Parkett zu reparieren. 

Das betroffene Speditions-Unternehmen war für eine Stellungnahme gegenüber "Heute" noch nicht erreichbar.