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Spieler und Fans bei Fußballdrama getötet

Heute Redaktion
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Bei Krawallen nach einem Fußballspiel in Nordägypten sind am Mittwoch offenbar mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 100 verletzt worden.

sind am Mittwoch offenbar mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 100 verletzt worden.

Die Ausschreitungen begannen nach Angaben des Staatsfernsehens nach einem Match zwischen den ägyptischen Teams Al-Ahli und Al-Masri in der Stadt Port Said. Auf Live-Bildern des ägyptischen Fernsehens war zu sehen, wie Fans den Rasen stürmten und Spieler jagten.

Nach Krankenhausangaben lag die Opferzahl am Abend bei 73 Menschen. Das ägyptische Staatsfernsehen sprach kurz zuvor von 35, der stellvertretende Gesundheitsminister Hischam Schiha von 25 Toten. In einem Stadion in Kairo brach indes ein Feuer aus, nachdem das dortige Fußballspiel als Reaktion auf die Ereignisse abgebrochen wurde.

Nach dem Abpfiff der Partie zwischen Al-Masry und dem Top-Team Al-Ahly Kairo (3:1) in Port Said stürmten massenhaft Fans auf das Feld und griffen Spieler an. Unter den Toten sollen sich auch Sicherheitskräfte befinden. Viele Opfer seien erdrückt worden, einige wiesen Stichwunden auf. Zudem gab es mehrere hundert Verletzte.



Der Abpfiff nach der überraschenden ersten Saisonniederlage Al-Ahlys war gerade ertönt, als in dem Stadion der nordägyptischen Stadt das Chaos losbrach: Feuerwerkskörper schossen auf den Rasen. Hunderte Fans stürmten auf das Spielfeld. Die Akteure des Erfolgs-Teams Al-Ahli aus Kairo versuchten panisch, sich in der Kabine in Sicherheit zu bringen.

Gewalt in Fußballstadien nimmt zu

Spieler von Al-Ahli sagten lokalen Medien, die Sicherheitskräfte hätten nichts unternommen, um sie zu schützen. Schließlich kündigte der Oberste Militärrat an, zwei Militärflugzeuge nach Port Said zu schicken, um die Spieler von Al-Ahli abzuholen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Der ägyptische Fußballverband EFA setzte vorerst alle Spiele aus. Seit Ausbruch der Revolten in arabischen Ländern vor mehr als einem Jahr hat die Gewalt in Fußballstadien in der Region deutlich zugenommen.

Der portugiesische Al-Ahli-Trainer Manuel Jose sagte, er habe Dutzende von Toten gesehen. Zahlreiche schwer verletzte Fans seien von Ärzten seines Vereins behandelt worden, viele seien dabei in der Umkleidekabine gestorben. "Die Schuld hat einzig und allein die Polizei. Es waren Dutzende im Stadion, aber die sind plötzlich alle verschwunden oder haben gar nichts unternommen", sagte der 65-Jährige empört kurz nach den Zwischenfällen im Telefon-Interview mit dem portugiesischen TV-Sender SIC.

Schon die Vorzeichen des Treffens der rivalisierenden Clubs mit ihren Ultra-Fans waren brisant: Im Vorfeld sprachen regionale Zeitungen vom "Treffen der Vergeltung". Diese Prophezeiung bewahrheitete sich: Kaum war das Spiel mit 3:1 für das Heimteam Al-Masri entschieden und beendet, brachen die Krawalle los.

Krawalle auch in Kairo

In einem Stadion in Kairo brach unterdessen ein Feuer aus, nachdem das dortige Fußballspiel zwischen Al-Samalek und Ismailky als Reaktion auf die Ereignisse in Port Said abgebrochen worden war. Das ägyptische Parlament will laut offiziellen Angaben am Donnerstag zu einer Krisensitzung zusammenkommen. Seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Hosni Mubarak durch einen Volksaufstand im Februar 2011 liegt die Macht in Ägypten in den Händen des Obersten Militärrats. Die Armee hat angekündigt, die Macht nach der für Juni vorgesehenen Präsidentschaftswahl an eine Zivilregierung abzugeben.

Die islamistischen Muslimbrüder machten indes Anhänger des vor einem Jahr gestürzten Staatschefs Hosni Mubarak für die Ausschreitungen verantwortlich. Deren Abgeordneter Essam al-Erian erklärte auf der Internetseite seiner von den Muslimbrüdern gegründeten Partei der Freiheit und Gerechtigkeit, die Ereignisse in Port Said seien geplant gewesen. Sie seien eine "Botschaft der Anhänger des alten Regimes".