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Spielt Barcelona künftig in der Premier League?

Eine Unabhängigkeit Kataloniens hätte auch weitreichende Folgen für den FC Barcelona. Kommen Messi und Co. in England oder Frankreich unter?

Heute Redaktion
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Gerard Pique, FC Barcelona
Gerard Pique, FC Barcelona
Bild: imago sportfotodienst

Am 1. Oktober waren die katalanischen Bürger angehalten, über die Eigenständigkeit Kataloniens zu entscheiden. Das Regionalparlament in Barcelona setzte gegen den Widerstand aus Madrid ein Referendum an.

Der FC Barcelona nimmt in den katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen eine ganz spezielle Rolle ein. Zahlreiche Stars - allen voran Gerard Pique - sprechen sich offen für die Loslösung von Spanien aus, bestritten bereits Länderspiele für die offiziell nicht existente katalanische Nationalmannschaft. Der Klub ist eine wichtige Identifikationsfigur. Doch eine Abspaltung würde die Existenz der Blaugrana bedrohen.

Was das Referendum bedeutet

Im schlimmsten Fall steht Katalonien als souveräner Staat mit einer eigenen Liga da. Dafür müsste ein katalanischer Fußballverband gegründet werden, der die Liga Catalunya ausspielt. Zugpferd dafür wäre der FC Barcelona. Weitere katalanische Klubs wären Stadtrivale Espanyol Barcelona oder Girona. Dazu kommen unterklassige Teams - sportlich wäre die Liga wertlos. Stars wie Lionel Messi wären nicht zu halten, es würden darüber hinaus TV- und Werbeeinnahmen einbrechen. Millionen-Verluste drohen.

Durch die Ausrufung des souveränen Staats Katalonien wäre das Ausscheiden des FC Barcelona aus der Primera Division formell besiegelt. Doch das würde auch die spanische Liga treffen, der Clasico gegen Real Madrid jedenfalls wegfallen und die "La Liga" eines ihrer Zugpferde verlieren. Natürlich könnte Barca in die spanische Liga eingegliedert werden, dies zeigt das Beispiel des FC Andorra, der in der fünfthöchsten spanischen Klasse spielt. Doch dies ist vor allem für die hohe Politik in Madrid keine Option.

Dazu wäre auch die Teilnahme an der Champions League - vorerst - nicht möglich. Denn die UEFA müsste den katalanischen Fußballverband erst einmal anerkennen. Und dann würde der lange Weg beginnen, Der FC Barcelona als Meister müsste in die CL-Qualifikation.

Alternative Szenarien

Das Problem könnte dann die europäische Super-Liga lösen - eine fixe Ansammlung der besten Klubs des Kontinents, die sich die europäische Fußballkrone ausspielen. Doch diese Bestrebungen der finanzstärksten Klubs des Kontinents wurden durch die Reform der Champions League mit mehr Startplätzen für die größten Ligen Europas abgewendet. Diese Super-Liga ist vorerst kein Thema.

Die Alternative wäre ein "Exil" in der französischen Ligue 1! Diese Idee hatte der damalige französische Premierminister Manuel Valls bereits 2015. Denn mit dem AS Monaco spielt bereits ein Nicht-französischer Klub im Liga-System mit. Man könnte dem FC Barcelona Unterschlupf gewähren und die Attraktivität der eigenen Liga heben. Wirtschaftlich und sportlich ein Gewinn für beide Seiten. Das Problem dabei: Als Identifikationsfigur der Unabhängigkeitsbestrebungen unter französischer Flagge zu spielen, würde kaum Akzeptanz finden.

Last-Exit Premier League?

Ein weiteres Szenario könnte über England führen. Ein verrücktes Gerücht besagt, dass Barcelona um die Aufnahme in die Premier League ansuchen könnte. Doch die Briten sind stolz auf ihre Liga, solch ein Antrag wäre wohl zum Scheitern verurteilt.

"Im Falle der Unabhängigkeit müssten sich die katalanischen Vereine in der Primera Division entscheiden, wo sie spielen möchten: in der spanischen Liga oder in einem Nachbarland wie Italien, Frankreich oder der Premier League", heizt der katalanische Sportminister Gerard Figueres die Spekulationen an.

Am Ende könnte die Unabhängigkeit, für die auch der FC Barcelona eintritt, den Niedergang des Klubs bedeuten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg... (Heute Sport)