Sport

Springbock

Heute Redaktion
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Marcel Hirscher war im letzten Winter richtig böse auf mich. Was war passiert? Ich hatte in einem Interview gesagt, dass er lernen muss, taktisch Ski zu fahren, dann hätte er das Zeug zum Seriensieger.

Marcel ist seit zwei, drei Jahren unheimlich schnell. Er machte aber zu viele Fehler. Die resultierten aus der zu starken Hoch-Tiefbewegung seines Oberkörpers. Mich erinnerte Marcel speziell im Slalom an einen aggressiven Springbock, der mit vollem Risiko durch die Tore fetzte. Am Ende stand oft ein Satz: Hätte er keinen Fehler gemacht, wäre er nicht zu schlagen gewesen. Dieser Ausspruch mag richtig sein, ist aber schwachsinnig. Große Skifahrer zeichnet die richtige Risikodosis aus. Kostelic war letztes Jahr nicht der schnellste Slalomläufer, aber der Beste. Was ich sagen will: Hirscher hat einen Riesensprung gemacht. Gratulation!

Er wirkt reifer. Er fährt  ruhiger, setzt den Ski exakter auf den Schnee. Er hat gelernt,  Läufe richtig zu lesen. Vor Kanten nimmt er Speed raus,  im Steilen wedelt er auf fünf, sechs Toren allen davon. Mit diesen Qualitäten erinnert er mich an Benni Raich in seinen besten Zeiten und ist der Favorit auf die große Kugel.  Das Gefühl, Seriensieger zu sein, kenne ich ganz gut. Die Nervosität vor Rennen ging zurück. Ich wurde dann aber leichtsinnig.