Geheim-Plan aufgetaucht

Stadt Salzburg sollte Erdboden gleich gemacht werden

Um ein Haar wäre das weltberühmte Salzburg komplett zerstört worden. Ein Historiker enthüllt die erschütternden Pläne.
Leo Stempfl
06.04.2025, 06:13

Die historische Kulisse Salzburgs lockt jedes Jahr Millionen Touristen an. Doch wie jetzt bekannt wurde, stand das "Rom des Nordens" vor 80 Jahren kurz vor der kompletten Zerstörung. In der deutschen Wochenzeitung "Zeit" berichtet ein Historiker über entsprechende und bislang unbekannte Pläne der Alliierten aus dem 2. Weltkrieg.

Unter dem Codenamen "Doldrums" wurde ein enormer Luftangriff konzipiert, der Schläge auf weite Teile der barocken Kirchenstadt vorgesehen hätte. Wegen seiner Lage am Knotenpunkt zwischen Österreich, Deutschland und den Alpen hatte Salzburg schon zuvor verheerende Bombentreffer erlitten. Das Bahnhofsareal mitsamt Hotel Europa wurde zerstört, ebenso der Dom, dessen Kuppe einstürzte, um nur einige Beispiele zu nennen.

Alpenfestung

Als politisches und militärisches Zentrum gewann die Stadt während des Vorrückens der alliierten Truppen zunehmend an Bedeutung. An drei Seiten ist die von Bergen umschlossen, Hitlers Refugium Obersalzberg nur wenige Kilometer entfernt, zahlreiche Schlösser in Stadt und Umland hätten perfekt zu Kriegszentralen umfunktioniert werden können. Jenes in Kleßheim war als "Gästehaus des Führers" bekannt, diente regelmäßig für Staatsempfänge.

Die Sorge der Alliierten: Hitler und seine Truppen könnten sich in Richtung Alpen und Salzburg zurückziehen, um eine "Alpenfestung" als letzte Bastion aufzuziehen. Diese Vermutung hatte auch Dwight D. Eisenhower (später US-Präsident). Der damalige Oberbefehlshaber des Alliierten Expeditionskorps sah in Berlin kein lohnenswertes Ziel mehr, der Schwerpunkt habe sich in den Süden verlagert.

80 Tonnen Bomben auf Salzburg

Als den Technikern der 15. Air Force nach einem halben Jahr Tüfteln der Durchbruch mit einem neuen Radar-Bombenabwurfgerät gelang, war schnell ein erstes Ziel auserkoren: Sämtlicher Bahnverkehr in Salzburg sollte unmöglich gemacht werden. Mit der neuen Technik konnten Bomben nun auch durch geschlossene Wolkendecken und aus großer Höhe punktgenau abgeworfen werden. Am 1. Mai 1945 fielen 80 Tonnen Bomben auf Salzburg. Detaillierte Pläne für Angriffe auf weitere Ziele gab es bereits.

Dass "Doldrums" nicht mehr umgesetzt wurde, ist womöglich dem Salzburger Stadtkommandanten Hans Lepperdinger zu verdanken. Er nahm am 3. Mai mit Zustimmung des Gauleiters und gegen den Widerstand einiger Wehrmachtgeneräle Verbindung mit den Amerikanern auf. Wenngleich Wien da schon in den Händen der Russen war, war der Polizei- und SS-Apparat noch aufrecht, die Todesstrafe drohte. Doch es kam anders: "Tags darauf fuhren die ersten amerikanischen Panzer über die Staatsbrücke", heißt es in der "Zeit".

{title && {title} } leo, {title && {title} } 06.04.2025, 06:13