Marko Stankovic wurde 2012/13 mit der Austria Meister, kickte davor und danach unter anderem bei Sturm Graz. Seit seinem Karriereende arbeitet der Steirer als Moderator und Experte bei "Sky" – seit dem Vorjahr schnuppert der 39-Jährige auch ins Trainergeschäft. "Heute" traf den einstigen Mittelfeldmann zum Interview.
Herr Stankovic, Sie sind in dieser Saison Chefcoach des steirischen Landesligisten SV Lebring in der Steirischen Landesliga. Warum?
"Ehrlich gesagt, wollte ich das nie machen. Ich habe immer gesagt, ich werde nie Trainer sein. Aber bei Lebring habe ich meine Karriere ausklingen lassen und die Leute, die den Klub führen, sind privat meine allerbesten Freunde. Der Klub hatte in der Vorsaison eine Phase mit fünf Niederlagen in Folge. Sie haben mich dann gefragt, ob ich die letzten vier Partien im Herbst machen kann. Und wir haben dann drei dieser Spiele gewonnen. Da hat es begonnen, mir zu taugen. Es geht sich zeitlich aus, dank eines guten Privatlebens. Es ist eine Challenge für mich, weil es ganz was anderes ist."
Haben Sie vor, richtig ins Profi-Trainergeschäft einzusteigen und die Karriereleiter hochzuklettern?
"Solange es meinen Job bei Sky gibt, eigentlich nicht. Weil es war immer mein Traum, das nach der Karriere zu machen. Am Ende weißt du nie, was passiert. In Lebring lebe ich den Job jedenfalls so, als wäre es Profitum. Das sage ich auch meinen Spielern. Ich war nie Amateur und werde nie einer sein – so macht es Spaß. Ich mache es nicht aus finanziellen Gründen."
Welcher Coach imponiert Ihnen?
"International der Luis Enrique. Aber mit wem ich mich über meine Mannschaft SV Lebring extrem viel unterhalte, sind mein Vater, der selbst Pro-Lizenz-Trainer ist – und der Peter Stöger. Als er noch bei Sky war, habe ich ihm gesagt, welche Probleme ich habe und wollte wissen, wie er sie lösen würde. Seine Antwort war dann meistens: 'Na wie löst du sie?' Dann hat er mir Feedback gegeben. Der Peter ist sicher der beste Trainer, den ich in meiner Karriere hatte. Er hat genau die Ideen, die ich für wichtig halte. Er will in erster Linie ein Team entwickeln. Es gibt viele, die technisch und taktisch extrem gut sind, aber das Wichtigste ist, dass du ein Team führen kannst. Das kann er wie kaum ein Zweiter."
Können Sie ein Beispiel nennen?
"Ja, ich selbst bin das beste Beispiel. Ich habe in der Austria-Meistersaison 28 Partien gemacht, aber nur die Hälfte von Beginn an. Ich war der klassische zwölfte Mann. Trotzdem bin ich für Stöger durchs Feuer gelaufen, das hat er können. Mir taugt er als Typ und Mensch. Mir geht es sehr um die Energie."
Sie sind als Taktikfuchs bekannt. Welcher Stil, welches System ist aktuell im Trend?
"Schwierig zu sagen. Ich selbst schwanke oft zwischen 4-3-3 und 3-4-3. Je nachdem, wer gerade gut in Form ist. Ein System ist rein nach Spielern ausgerichtet. Was du auf jeden Fall brauchst, ist ein Neuner. Es gab ja eine Zeit, in der es lässig war, dass vorne alles verwaist ist und am Boden herumgespielt wird. Das hat sich aufgehört. Und du brauchst hinten einen klaren Chef. Ob das dann Dreier- oder Viererkette ist, ist komplett wurscht."
Ihr Ex-Verein Sturm hat es in den letzten Jahren geschafft, ein paar Hochkaräter teuer zu verkaufen – Biereth, Höjlund, Emegha. Wer ist der nächste?
"Sehr gute Frage. Ich habe einen im Kopf, Tochi Chukwuani. Er muss aber konstanter werden, das Potenzial hat er. Sie haben wirklich brutal gut gescoutet in den vergangenen Jahren, das hat mit Kelvin Yeboah begonnen. Gefühlt fehlt derzeit aber der Topstar, der sie zum Titel schießt und mit dem sie richtig Marie machen."
Wer ist in der Bundesliga der "Man to Watch"?
"Gespannt bin ich auf Donis Avdijaj beim WAC. Er hat bei Sturm kurz funktioniert – und dann nur noch in Hartberg. Jetzt ist er ein anderer Mensch. Er ist reif, ist ein echter Profi, ist kein Problemkind. Ich bin gespannt, ob er dem WAC den Stempel aufdrücken kann. Qualität hat er."
Ihr Vater hat seine Karriere bei Roter Stern Belgrad begonnen, Marko Arnautovic lässt sie jetzt dort ausklingen. Wie sehen Sie diesen Deal?
"Er freut mich extrem. Ich habe beim Champions-League-Finale kurz mit Marko geredet, da hat er Roter Stern noch nicht erwähnt. Aber Roter Stern ist für ihn ein Traum. Es ist für die Leute dort ein Wahnsinn. Er wird dort einschlagen, der Superstar werden. Zum einen ist die Liga wirklich nicht gut, das kann ich sagen. Zum anderen ist Marko viel besser als alle anderen. Er braucht die Zuschauer und die Zuschauer brauchen genau so einen polarisierenden Typen wie ihn. Es ist eine Win-Win-Geschichte, besser geht es nicht."