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Starke Frauen ziehen sich aus, sagen: "I bin net eklig"

Mit einer neuen Kampagne sorgt Steirerin Sarah Bauernhofer für Wirbel im Netz. Mit starken Bildern will sie Bodyshaming ein Ende machen.

Amra Duric
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Schon in ihrer Kindheit haben bei Julia abwertende Sprüche wie "Dicke Dudl" dazu geführt, dass sie sich in ihrem Körper oft unwohl fühlte. Mit Hilfe einer neuen "Anti-Bodyshaming"-Kampagne will sie damit Schluss machen. Gestartet wurde die Aktion von Steirerin Sarah Bauernhofer. Dass der 31-Jährigen die Idee kurz vor dem Weltfrauentag (8.3) kam, war Zufall. "Ich bin eine selbstbewusste Frau, doch als ich mich neulich mit einer Bekannten über künstliche Wimpern unterhielt, sagte sie zu mir: ´Du hast eh so schirche Wimpern, dir würden künstliche nicht schaden.‘ Das hat mich wochenlang beschäftigt", so die Zweifach-Mama zu "Heute".

Besenreiser, Krampfadern und Narben

Bauernhofer, die mit dem Verein "Von Mama zu Mama – Oststeiermark" in Not geratenen Müttern hilft, startete auf ihrer Vereinsseite einen Aufruf. "Es haben sich 60 Frauen gemeldet. 20 sind dann aber abgesprungen, als sie erfuhren, um was es geht", so die Steirerin. "Die Frauen fanden die Aktion großartig, trauten sich aber nicht vor die Kamera." 40 Steirerinnen ließen sich bisher ablichten und erzählen mit Hilfe der Bilder ihre persönliche Geschichte. "Von dick bis dünn, Besenreisern und Krampfadern, da ist alles dabei“, so Bauernhofer.

Eine davon ist auch Julia. Lange suchte die 32-Jährige den Fehler bei sich. Lange hat sie ihren Körper als den ultimativen Makel gesehen, doch heute weiß sie: "Wer andere permanent bewertet und kritisiert, hat in Wirklichkeit ein Problem mit seinem eigenen Selbstwert. Ich bin stolz auf mich. Stolz auf das, was aus mir geworden ist. Stolz auf das, was und wie ich bin", erklärt die Mutter. 

"Mir blutet das Herz, wenn wunderschöne, tolle Frauen durch Bodyshaming ihr Selbstvertrauen und ihr positives Selbstbild verlieren und dadurch oft auch an physische und psychische Grenzen gebracht werden." - Eva (41)

Auch Manuela ist stolz. Als Kleinkind hat sich die Steirerin eine Brandverletzung an der linken Schulter zugezogen. "Es blieb eine Narbe, die vielen Menschen schon oft ein Dorn im Auge war. Mir wurde gesagt, wie schirch ich damit aussehe und dass ich meine Narbe besser verstecken sollte." Nicht nur als Kind hat die junge Frau deswegen einige Tränen vergossen. Heute versteckt Manuela ihre Narbe nicht mehr: "Jedes Mal, wenn ich meine Narbe sehe, erinnere ich mich daran, was für eine starke Frau ich bin."

Bodyshaming-Clip geht viral

Stärke ist auch ein Markenzeichen von Eva. Die 41-Jährige sagt, dass sie sich schon immer selbstbewusst gab, obwohl sie auch schon immer übergewichtig war. "Durch große Wertschätzung von den Menschen, die mir wichtig sind, wurde ich zu einer starken Frau, die negative Bezeichnungen erst gar nicht an sie heranlässt. Aber so stark ist eben nicht jeder. Mir blutet das Herz, wenn wunderschöne, tolle Frauen durch Bodyshaming ihr Selbstvertrauen und ihr positives Selbstbild verlieren und dadurch oft auch an physische und psychische Grenzen gebracht werden."

Mit ihrer Foto-Kampagne gegen Bodyshaming hat Bauernhofer einen Nerv getroffen. Ein Video, welches sie zur Aktion gedreht hatte, wurde in nur wenigen Tagen über 50.000 Mal angeklickt. "Mit so einer überwältigenden und positiven Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Ich bin sprachlos", so die Steirerin, die vielen Frauen eine Stimme gibt.