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"Sorge" vor Lake Louise! Mayer übt herbe Kritik

Die Abfahrtssaison startet. Nach dem Tod von David Poisson liegen die Nerven blank. Olympiasieger Matthias Mayer hat große Sicherheitsbedenken.

Heute Redaktion
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Der tödliche Trainingsunfall von David Poisson erschütterte die Ski-Welt. Die Tragödie überschattet die ersten Speedrennen der Saison. Am kommenden Wochenende gastiert der Weltcup im kanadischen Lake Louise. Vorfreude will keine aufkommen. Im Vorfeld der Rennen steht Trauer und die Debatte um die Sicherheit der Athleten im Mittelpunkt.

Mayer äußert Kritik



"Ich mache mir wirklich Sorgen. Es wird so viel geredet, aber so wenig getan", sprach Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer im Interview mit der Kleinen Zeitung Klartext. "Wenn ich daran denke, was seit meinem Unfall passiert ist, fällt mir nicht viel ein." Dabei spricht Mayer über seinen schweren Crash vor zwei Jahren, als er sich trotz Airbags bei einem Sturz in Gröden komplizierte Brustwirbel-Frakturen zugezogen hatte. Dass der Airbag im Weltcup noch immer nicht verpflichtend ist, kann Mayer nicht verstehen.

Vor dem Lake-Louise-Wochenende hat Mayer aber größere Bedenken. Der 27-Jährige übt schwere Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen in Kanada. Der Abtransport nach schweren Stürzen gibt Anlass zur Sorge. Mayer nennt als Beispiel den Horror-Trip von Kollegen ÖSV-Markus Dürager. Er wurde in Lake Louise 2015 spektakulär von der Piste abgeworfen, zog sich einen offenen Unterschenkelbruch zu (unten im Video zu sehen).

Es dauerte unglaubliche sieben Stunden, ehe die komplizierte Verletzung richtig behandelt wurde. Ein Hubschrauber barg ihn, flog Dürager aber nur ins Tal. Von dort aus folgten zwei Stunden im Rettungsauto, ehe er in Banff erfuhr, dass diese Verletzung in Calgary behandelt werden müsse – weitere dreieinhalb Stunden mit offenem Bruch im Auto. Mayer klagt an: "Kein Wunder, dass ihm heute noch der ganze Fuß wehtut..."

Vorsicht, nichts für schwache Nerven!

FIS entschärft Piste



Die FIS nimmt sich die Kritik zumindest zu Herzen. In der Mannschaftsführungssitzung wurde das Thema Abtransport ausführlich behandelt. Als Reaktion auf den tragischen Tod von Poisson und entschäft sie außerdem die Abfahrts-Strecke.

"Normalerweise versuchen wir eine Abfahrt eher knackiger zu machen. Nun haben wir es aber etwas ruhiger gestaltet, um die Aufgabe nicht zu schwierig zu machen. Wir wollen, dass alle gesund ins Ziel kommen, aber es gibt immer ein Restrisiko und jeder weiß das", erklärt FIS-Renndirektor Markus Waldner.

Trauer um David Poisson



Poisson verstarb am Montag der vergangenen Woche nach einem Trainingssturz in Nakiska, Kanada. Bei 100 km/h löste sich ein Ski, er durchschlug die Fangnetze, raste in einen Baum - sofortige Rettungsmaßnahmen verliefen erfolglos. Der Franzose wurde nur 35 Jahre alt, hinterlässt eine Ehefrau und einen kleinen Sohn. Die Anteilnahme seiner Kollegen ist groß. Poisson galt als sehr freundlich, war allseits beliebt.

(Heute Sport)

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