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Startup näht Taschen aus Flüchtlingsbooten

Im Berliner Stadtteil Treptow entsteht Mode mit ökologischer und humanistischer Botschaft.

Heute Redaktion
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Im Winter 2015 halfen Vera Günther und Nora Azzaoui auf der griechischen Insel Chios dabei, Flüchtlinge zu empfangen und sie mit dem Nötigsten zu versorgen. Beim Reinigen der Strände von den Überresten kaputter Boote und Schwimmwesten kam den Freundinnen eine Idee: Sie nahmen ein Stück Material mit nach Deutschland und ließen es von einem befreundeten Designer in eine kleine Tasche verwandeln.

Zwei Jahre und eine Crowdfunding-Kampagne später kündigten die beiden ihre Jobs, um sich in Vollzeit der Produktion von Taschen und Rucksäcken aus Flüchtlingsbooten zu widmen.

Projekt will Strände säubern

Das Startup Mimycri besteht laut "faz.net" aus vier fest angestellten Mitarbeitern und zwei Schneidern mit Fluchterfahrung. Im Berliner Stadtteil Treptow verarbeiten sie den Rohstoff aus Griechenland zu Bauch-, Umhänge- und Laptoptaschen.

Das meiste Material stammt von der Insel Chios. Schlauchboote von Flüchtlingen werden dort von der Polizei aufgeschnitten, um sie unbrauchbar zu machen. Sie verrotten dann als Plastikmüll an den Stränden. Das Startup will die Umweltverschmutzung auf der Insel reduzieren und gibt einen Teil des Erlöses an die Organisationen vor Ort ab.

Die Kunden schätzen vor allem die Einzigartigkeit der Taschen und Rucksäcke. "Jedes unserer Produkte sieht etwas anders aus, weil das Material als Boot schon eine Geschichte erlebt hat. Es gibt kleine Spuren, Verfärbungen oder Kratzer. Es erzählt eine Geschichte von Flucht, aber auch von Mut, Hoffnung und Neuanfang", zitiert die "FAZ" einen Mitarbeiter des Unternehmens. (pic)