Nach einer langen Pause meldet sich Tanita Tikaram eindrucksvoll zurück: Nach sechs Jahren geht die britische Singer-Songwriterin wieder auf große Tournee – und macht am Mittwoch (29. Oktober) auch im legendären Wiener Jazzclub Porgy & Bess Station.
Das Publikum darf sich auf einen besonderen Abend freuen – eine musikalische Reise von ihrem gefeierten Debüt "Ancient Heart" bis hin zum neuen Album "LIAR (Love Isn’t A Right)".
"Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich 'Twist In My Sobriety' geschrieben habe. Ich saß auf meinem Bett und eigentlich hätte ich für meine Abschlussprüfung lernen sollen, aber überall lagen Zettel mit Songtexten darauf herum", erzählt die 56-Jährige im "Heute"-Talk. Besonders der Refrain habe sie damals beschäftigt.
"Ich wusste nicht genau, was ich sagen, was sich auf '-iety' reimen sollte, außer eben 'Sobriety' [Nüchternheit, Anm.]. Ich hatte 'Gravity', aber das passte überhaupt nicht. So ist also im Grunde der Songtitel entstanden", lacht sie.
Als das millionenfach verkaufte "Ancient Heart" 1988 erschien, erzählte es die Geschichte einer schüchternen 18-Jährigen, die sich in ihrem Zuhause in Mittelengland fremd fühlte. Heute – fast vier Jahrzehnte später – spürt Tikaram eine ähnliche Entfremdung, diesmal im größeren Maßstab.
"Es ist erschreckend, wie schnell sich manche Dinge heutzutage entwickeln. Wie sich Regierungen immer weiter nach rechts bewegen. Diese Kultur des Lügens, das Fehlen von Transparenz. Und das Gefühl zu haben, an Werte zu glauben, die keine geteilten Werte mehr sind. Ich wurde so erzogen, an Menschenrechte zu glauben, dass wir einander respektieren sollten ... all diese Dinge sind gerade kurz davor, zu zerbrechen. Ich fühle mich gerade so, als würde ich in Treibsand versinken", sagt sie nachdenklich.
Mit "LIAR (Love Isn’t A Right)" knüpft Tikaram nun an ihr legendäres Debüt an und führt es zugleich weiter. Das Album zeigt die Entwicklung zwischen der jungen Frau, die sie einst war, und der reflektierten Künstlerin, die sie heute ist.
Vier Jahrzehnte Lebenserfahrung fließen in Songs von eindringlicher Schönheit und emotionaler Tiefe, getragen von ihrer unverwechselbaren Stimme.
"Ich kann keinen Song schreiben und singen, alles ist okay, wenn es das ganz und gar nicht ist", betont Tikaram, deren Familie indonesische und fidschianische Wurzeln hat, gegenüber "Heute". "Vielleicht kommt die Zeit, in der die Gesellschaft mich oder Menschen, die wie ich aussehen, verstößt. Und dieses Gefühl nagt an mir, denn ich möchte daran glauben, dass Dinge sich zum Besseren ändern."
Der Titelsong "LIAR (Love Isn’t A Right)" versteht sich als Kommentar über Zusammenhalt und Mitgefühl – Themen, die Tikaram besonders am Herzen liegen. "Die Antwort liegt im Miteinander, in der Liebe. Die Gesellschaft muss zusammenhalten, um diese schwierigen Zeiten zu überstehen", so die Musikerin.
Abschließend kehrt das Gespräch doch noch einmal auf ihren größten Hit – "Twist In My Sobriety" stieg bis auf Platz 2 in den österreichischen Charts – zurück: "Der Song hat sich mit mir über die Jahrzehnte mitentwickelt. Ich singe ihn auch nicht mehr in derselben Tonlage wie damals, ich wechsle auch gerne das Arrangement. Die Struktur des Songs muss sich gar nicht zwingend ändern, aber ich nähere mich ihm immer anders an. Und was mich nach fast 40 Jahren immer noch am meisten fasziniert, ist, wie cool das Publikum damit umgeht."
Zu erleben ist Tanita Tikaram am Mittwoch im Wiener Porgy & Bess – Tickets gibt es noch im Vorverkauf.