Lunge, Herz, Gehirn in Gefahr

Studie – So schlecht ist die Luft an DEINEM Wohnort

Feinstaub und Stickstoffdioxid belasten unsere Umwelt – und damit uns selbst. Die Luftverschmutzung ist in Österreich jedoch unterschiedlich hoch.
Bernd Watzka
03.03.2025, 13:37

Da muss man gleich einmal tief Luft holen: Die Luftqualität in Österreich ist aus Gesundheitssicht alles andere als gut, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des österreichischen Umweltbundesamts zeigt.

WHO-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid überschritten

Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Richtwerte wurden bei zwei Drittel der österreichischen Stickstoffdioxid-Messstellen (107 von 147) und bei nahezu allen (73 von 75) Feinstaub-Messstellen überschritten – auch wenn die "offiziellen" heimischen Grenzwerte eingehalten wurden.

Maßnahmen dringend notwendig

Luftschadstoffe machen krank, verursachen Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen, fördern Diabetes und Neurodermitis, warnt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Deshalb brauche es "rasch verstärkte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität", so der VCÖ.

Tempolimits sollten bleiben

Die IGL-Tempolimits – also Tempo 100 für bestimmte Strecken, um den Schadstoffausstoß zu drosseln – sollten unbedingt bleiben. Vor allem auch deshalb, weil auch die künftigen, immer noch viel zu laschen EU-Grenzwerte an vielen Messstellen überschritten wurden, heißt es weiter.

Belastung immer noch "viel zu hoch"

"Die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid ist aus Gesundheitssicht nach wie vor zu hoch. Auch die WHO-Grenzwerte werden an den meisten Messstellen in Österreich massiv überschritten", so VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

EU-Richtwerte deutlich unter WHO-Grenzen

Da die aktuellen Schadstoffgrenzwerte zu hoch sind, wurde in der EU eine Reduktion der Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid beschlossen. Doch diese treten erst im Jahr 2030 in Kraft und sie sind immer noch doppelt so hoch wie die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte.

Autoabgase "krebserregend"

"Autoabgase wie Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid und Co haben es in sich. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde Luftverschmutzung als nachweislich krebserregend eingestuft. Neben Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems gibt es auch immer mehr Hinweise auf das Gehirn – Stichwort Demenz", so Hutter.

„Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Je mehr Schadstoffe in der Luft sind, umso mehr atmen wir ein.“
Katharina JaschinskyVCÖ-Expertin

Diabetes und Neurodermitis

Partikel fördern zudem Diabetes und Neurodermitis. "Leider wurden die Gesundheitsfolgen lange heruntergespielt, etwa die Toxizität von Dieselabgasen und von NO2 geleugnet. Daher gibt es trotz diverser Verbesserungen noch viel Luft nach oben, was Maßnahmen zur Reduktion von Abgasen betrifft", erklärt Hutter.

Höchste Feinstaub-Belastung in Graz

Die höchste Belastung gab es in Graz mit einem Jahresmittelwert von rund 16 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft bei zwei Messstellen – und war damit dreimal so hoch wie aus Gesundheitssicht empfohlen. Der künftige EU-Jahresgrenzwert, der bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt, wurde unter anderem auch in Leibnitz, Linz, Klagenfurt, St. Pölten und Wien überschritten.

Stickstoffdioxid schädigt Lunge

Auch die NO2-Stickstoffdioxid-Belastung war im Vorjahr an sehr vielen Messstellen zu hoch. Die höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid wurde in Vomp an der A12 gemessen, dahinter liegen Graz, Vill, Enns, Linz und in Wien am Hietzinger Kai. Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen.

Verkehr kann "großen Beitrag" leisten

Umso wichtiger seit es, rasch Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffbelastung umzusetzen. Der Verkehr kann dafür einen großen Beitrag leisten", sagt Jaschinsky. Beste Maßnahmen seien mehr Elektro-Autos (Pkw und Lkw) sowie ein verstärkter Kampf gegen Abgasmanipulationen bei Lkw. Sehr wirksam und kostengünstig seien niedrigere Tempolimits.

So massiv bist du von Feinstaub betroffen

Ausgewählte Messstationen (WHO-Grenze: 5 Mikrogramm/Kubikmeter Luft)

  • Wien Taborstraße: 10,8 / Kaiser-Ebersdorf: 10,3 / Wien-A23-Wehlistraße: 10,2
  • Groß-Enzersdorf–Glinzendorf: 10,1
  • St. Pölten-Europaplatz: 11
  • Tulln: 10,9
  • Klosterneuburg: 10,7
  • Hainburg: 10,4
  • Mistelbach: 10,1
  • St. Valentin-A1: 10,6
  • Graz-Nord: 11,9 / Graz-Don-Bosco: 15,9 / Graz-Süd-Tiergartenweg: 15,8 / Graz-Triester-Straße: 10,8
  • Leibnitz: 13,5
  • Linz-Römerberg : 12,7 / Linz-Stadtpark: 11,2 / Linz-Neue-Welt: 10,8
  • Klagenfurt-Sterneckstraße: 12,5 /Klagenfurt-Völkermarkter-Straße: 12,1
  • Wolfsberg-Hauptschule: 12,1
  • Eisenstadt: 11,3
  • Kittsee: 11,3
  • Lienz-Amlacher-Kreuzung: 11,2
  • Enns-Kristein: 11,1
  • Traun: 10,8
  • Wels-Linzerstraße: 10,5
{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 03.03.2025, 14:11, 03.03.2025, 13:37
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