Da muss man gleich einmal tief Luft holen: Die Luftqualität in Österreich ist aus Gesundheitssicht alles andere als gut, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des österreichischen Umweltbundesamts zeigt.
Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Richtwerte wurden bei zwei Drittel der österreichischen Stickstoffdioxid-Messstellen (107 von 147) und bei nahezu allen (73 von 75) Feinstaub-Messstellen überschritten – auch wenn die "offiziellen" heimischen Grenzwerte eingehalten wurden.
Luftschadstoffe machen krank, verursachen Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen, fördern Diabetes und Neurodermitis, warnt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Deshalb brauche es "rasch verstärkte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität", so der VCÖ.
Die IGL-Tempolimits – also Tempo 100 für bestimmte Strecken, um den Schadstoffausstoß zu drosseln – sollten unbedingt bleiben. Vor allem auch deshalb, weil auch die künftigen, immer noch viel zu laschen EU-Grenzwerte an vielen Messstellen überschritten wurden, heißt es weiter.
"Die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid ist aus Gesundheitssicht nach wie vor zu hoch. Auch die WHO-Grenzwerte werden an den meisten Messstellen in Österreich massiv überschritten", so VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Da die aktuellen Schadstoffgrenzwerte zu hoch sind, wurde in der EU eine Reduktion der Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid beschlossen. Doch diese treten erst im Jahr 2030 in Kraft und sie sind immer noch doppelt so hoch wie die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte.
"Autoabgase wie Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid und Co haben es in sich. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde Luftverschmutzung als nachweislich krebserregend eingestuft. Neben Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems gibt es auch immer mehr Hinweise auf das Gehirn – Stichwort Demenz", so Hutter.
„Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Je mehr Schadstoffe in der Luft sind, umso mehr atmen wir ein.“Katharina JaschinskyVCÖ-Expertin
Partikel fördern zudem Diabetes und Neurodermitis. "Leider wurden die Gesundheitsfolgen lange heruntergespielt, etwa die Toxizität von Dieselabgasen und von NO2 geleugnet. Daher gibt es trotz diverser Verbesserungen noch viel Luft nach oben, was Maßnahmen zur Reduktion von Abgasen betrifft", erklärt Hutter.
Die höchste Belastung gab es in Graz mit einem Jahresmittelwert von rund 16 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft bei zwei Messstellen – und war damit dreimal so hoch wie aus Gesundheitssicht empfohlen. Der künftige EU-Jahresgrenzwert, der bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt, wurde unter anderem auch in Leibnitz, Linz, Klagenfurt, St. Pölten und Wien überschritten.
Auch die NO2-Stickstoffdioxid-Belastung war im Vorjahr an sehr vielen Messstellen zu hoch. Die höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid wurde in Vomp an der A12 gemessen, dahinter liegen Graz, Vill, Enns, Linz und in Wien am Hietzinger Kai. Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen.
Umso wichtiger seit es, rasch Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffbelastung umzusetzen. Der Verkehr kann dafür einen großen Beitrag leisten", sagt Jaschinsky. Beste Maßnahmen seien mehr Elektro-Autos (Pkw und Lkw) sowie ein verstärkter Kampf gegen Abgasmanipulationen bei Lkw. Sehr wirksam und kostengünstig seien niedrigere Tempolimits.