In Südkorea sollen Kleinanleger bei den großen Konzernen mehr mitreden dürfen. Das Parlament in Seoul hat am Montag eine Reform beschlossen, die Präsident Lee Jae Myung im Wahlkampf versprochen hat. Damit will man die Macht von ein paar Unternehmerfamilien brechen, die schon seit Jahrzehnten die Wirtschaft im Land bestimmen.
Bei uns würde man diese großen Familienunternehmen Mischkonzerne nennen, in Südkorea heißen sie "Chaebol". Das bedeutet so viel wie "reiche Sippe". Zu den bekanntesten zählen Samsung, Hyundai und LG. Obwohl die Familien oft nur wenige Anteile besitzen, kontrollieren sie die Firmen durch komplizierte Beteiligungen. Kritiker fordern schon lange, dass es bei der Führung dieser Konzerne mehr Durchblick geben soll.
Mit dem neuen Gesetz müssen Firmen, die mehr als 1,4 Milliarden Dollar wert sind, ein neues Abstimmungssystem einführen. So können die Aktionäre ihre Stimmen bei der Wahl der Vorstandsmitglieder auf einen Kandidaten bündeln. Außerdem muss es im Prüfungsausschuss jetzt mindestens zwei Mitglieder geben, die nicht von den mächtigen Aktionären gewählt werden. Bisher war es nur einer.
180 Abgeordnete haben für das neue Gesetz gestimmt. Die Opposition hat die Abstimmung boykottiert, nachdem sie versucht hat, das Ganze hinauszuzögern. Vertreter der großen Konzerne warnen: Das neue Gesetz könnte zu mehr Rechtsstreitigkeiten führen und rechtliche Risiken bringen.
Der südkoreanische Aktienmarkt ist dafür bekannt, dass die Anteile an heimischen Firmen oft weniger wert sind als vergleichbare Aktien im Ausland. Ein Grund dafür ist laut Experten die undurchsichtige Führung der Chaebol.