Die Insider und Leaker behielten recht: Apple bastelte an einem ultradünnen iPhone. Seit 19. September ist das iPhone Air offiziell erhältlich – "Heute" bekam es bereits in die Finger und konnte es mehrere Tage auf Herz und Nieren prüfen.
Der erste Eindruck: surreal. Surreal dünn. Gerade so dünn, dass die Seitentasten noch Platz haben. Es fühlt sich an, als hätte man nur ein Display in der Hand.Die Kollegen in der Redaktion stehen Schlange, um es ebenfalls in der Hand halten zu dürfen. Rasch ist klar: Das iPhone (17) Air ist ein Hingucker; ein einzigartiges Gerät, das auffällt. Genau, wofür Apple seit jeher zu stehen versucht. Aber sonst?
Es ist dünn (5,6 mm), es ist leicht (165 g), es hat hinten einen länglichen Kamera-Bump, in dem aber nur eine einzige Linse verbaut ist. Das gab es beim iPhone 8 (ausgenommen die SE-Reihe und das 16e) das letzte Mal. Die 48 MP Fusion-Kamera knipst gewohnt gut und liefert den (Achtung, persönliche Meinung) ungeschlagenen Apple-Look. Dass es weder Weitwinkel noch Zoom gibt, schränkt ambitionierte Hobbyfotografen jedoch stark ein.
Anders ist das bei der Selfie-Kamera: Hier hat Apple dieselbe der neuen Generation verbaut, die auch im 17 Pro Platz findet und ihren Vorgängern bei Weitem (aufgrund des Weitwinkels im wahrsten Sinne des Wortes) voraus ist. Wer im Alltag den Zoom unangetastet lässt, wird mit den Kameras im Air also vollends zufrieden sein.
Das Display ist übrigens größer als jene der anderen 17er und misst 6,5 Zoll. In Kombination mit der Dünne macht es das in den oberen Bereichen etwas schwierig zu bedienen. Mit Ceramic Shield, 3.000 nits Helligkeit und 120 Hz Bildwiederholrate fehlt es ihm aber sonst an nichts.
Der Rahmen ist nicht aus Alu, sondern Titan und weist neben einer Actiontaste auch den Button für die Kamerasteuerung auf. Beachtlich: Verbaut ist der A19 Pro Chip. Der Akku fasst heutzutage eher geringe 3.149 mAh, allerdings soll es sich laut Apple um das "energieeffizienteste iPhone aller Zeiten handeln". Im Alltag erwies sich der Akku tatsächlich als beständiger als erwartet.
Wer mit dem Gedanken spielt, das Air zu kaufen, muss übrigens sicher gehen, dass der Mobilfunkanbieter eSIM anbietet, denn über einen physischen Slot verfügt das Gerät nicht mehr – aus Platzmangel. Lautsprecher auf der Unterseite gibt es ebenfalls keinen mehr, was etwas auf die Tonqualität drückt.
Vorteile und Nachteile wiegen sich beim iPhone Air beinahe auf, was die Frage übrig lässt, für wen dieses Handy etwas ist. Der Preis von 1.199 Euro – und somit nur 100 Euro weniger als das Pro – wäre mir angesichts der Abstriche bei Kamera und Akku etwas zu viel. Allerdings bietet das Air auch einige Features, die bislang nur den Pro-Versionen vorenthalten waren (120 Hz, Pro-Chip usw.). Und trotzdem blickt man dem Tag, an dem das Testgerät zurückgehen muss, schon wehmütig entgegen.
Wer damit glücklich werden könnte? Menschen, die kein klobiges Flaggschiff in der Hosentasche rumschleppen wollen; die Wert auf Individualität und edlen Look legen, einen Hingucker als Handy wollen. Menschen, die im Alltag ohnehin immer eine Kompaktkamera dabei haben; oder solche, die es wirklich nur für Schnappschüsse und Selfies benutzen. Dann kann das iPhone Air tatsächlich ein wunderbarer Begleiter durch alle Lebenslagen sein.
Apropos alle Lebenslagen: Hierfür könnte auch das neue Zubehör ins Spiel kommen. Für das iPhone Air gibt es eine eigene, magnetische Powerbank, in der die gleiche Batterie wie im Gerät selbst verbaut ist. Das Akkupack fühlt sich geschmeidig an, "klebt" erstaunlich fest an der Rückseite des iPhones und lässt dieses nach wie vor gut bedienen.
Die Prämisse des iPhone Air, die unglaubliche Dünne, wird von Cases zwar etwas konterkariert, trotzdem hat Apple für diesen Test zwei Modelle zur Verfügung gestellt. Der "Bumper" aus Polycarbonat schützt lediglich die Ränder und ermöglicht ein Befestigen des neuen Crossbody Bands. Klar zu bevorzugen ist das Clear Case, mit dem nur wenig vom dünnen Feeling des Air verloren geht.
Das Crossbody Band selbst ist eine nette Neuerung, die bestimmt auch ihre Zielgruppe hat. Das Handy sitzt bombenfest und auf einer individuell einstellbaren Höhe. Beispielsweise auf Festivals im Hochsommer könnte es – wenn das Outfit kein Handyverstauen hergibt – zur Standardausrüstung aufsteigen. Vielfach wird es sich dabei aber wohl nicht um das originale Apple-Band um 69 Euro handeln.