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Bewaffnete Drohnen sollen Amokläufe verhindern

Die Firma Axon wollte 2024 eine Drohne auf den Markt bringen, die Amokläufe verhindern soll. Aktuell pausieren die Pläne allerdings.

Sabine Primes
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Durch einen pfeilartigen Stromstoß sollen die ferngesteuerten Drohnen einen aktiven Schützen in weniger als 60 Sekunden außer Gefecht setzen können.
Durch einen pfeilartigen Stromstoß sollen die ferngesteuerten Drohnen einen aktiven Schützen in weniger als 60 Sekunden außer Gefecht setzen können.
Axon

Der Amoklauf in einer Schule der texanischen Stadt Uvalde hatte in den vergangenen Wochen die USA erschüttert. Ein 18-Jähriger hat dabei 21 Menschen ermordet. Laute Rufe nach strikteren Waffengesetzen und Reformen sind die Folge. Eine US-Firma geht einen Schritt weiter und entwickelt aktuell etwas völlig Neuartiges, um Massenschießereien künftig zu verhindern.

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    Bei einem Amoklauf an einer Volksschule in Uvalde, Texas, sind mindestens 19 Kinder getötet worden.
    Bei einem Amoklauf an einer Volksschule in Uvalde, Texas, sind mindestens 19 Kinder getötet worden.
    Dario Lopez-Mills / AP / picturedesk.com

    Den Angreifer mittels Stromstoß außer Gefecht setzen

    Das Unternehmen Axon, das Taser und Polizeikameras vertreibt, ist weltweit führend bei vernetzten Technologien im Bereich der öffentlichen Sicherheit. Wie es in seiner Pressemitteilung bekannt gibt, tüftelt es an einem nicht-tödlichen, ferngesteuerten TASER-Drohnensystem. Durch einen pfeilartigen Stromstoß sollen die ferngesteuerten Drohnen einen aktiven Schützen in weniger als 60 Sekunden außer Gefecht setzen können. Diese mit Taser ausgestatteten Drohnen will man in Klassenzimmern einsetzen. Sie könnten durch die Lüftungsschächte der Schule fliegen und sich an Türen und Wänden in der Nähe der Decken niederlassen. Die Drohne ist Teil einer dreiteiligen Strategie, um Massenschießereien zu stoppen.

    In einem Interview mit der Associated Press sagte der Gründer und CEO von Axon, Rick Smith, dass er sich nach der Massenerschießung in einer Grundschule in Uvalde, Texas, gezwungen gefühlt habe, die Idee öffentlich zu machen, und dass er "katastrophal enttäuscht" über die Reaktion der Polizei sei, die mehr als eine Stunde lang nicht eingriff, um den Verdächtigen zu töten. "Heutzutage ist die einzige brauchbare Antwort auf einen Massenschützen eine weitere Person mit einer Waffe", sagt Rick Smith, CEO und Gründer von Axon. "Nach solchen Ereignissen bleiben wir in fruchtlosen Debatten stecken. Wir brauchen neue und bessere Lösungen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, ein ferngesteuertes, nicht-tödliches Drohnensystem zu entwickeln, von dem wir glauben, dass es eine effektivere, unmittelbarere, humanere und ethischere Option zum Schutz unschuldiger Menschen darstellt."

    Ethische Einwände

    Die Produktidee war bei Axon seit 2019 im Gespräch. Seither hat und das Unternehmen daran gearbeitet, herauszufinden, ob eine Drohne mit einem Taser überhaupt eine machbare Idee ist. Im Laufe des letzten Jahres erstellte das Unternehmen computergenerierte Renderings, um ein Produktdesign zu entwerfen, und führte einen internen Test durch, um zu sehen, ob Taser-Pfeile, die einen immobilisierenden Stromstoß abgeben, von einer fliegenden Drohne abgefeuert werden könnten, so Smith. 

    Das börsennotierte Unternehmen hatte die Idee der neuartigen Drohne auch seinem Ethikausschuss für künstliche Intelligenz – einer Gruppe angesehener Experten für Technologie, Polizeiarbeit und Datenschutz – vorgestellt. "Diese Idee ist verrückt", sagte Barry Friedman, Juraprofessor an der New York University und Mitglied des Axon AI Ethics Board. "Drohnen können nicht durch geschlossene Türen fliegen. Wenn man also nicht in jedem einzelnen Klassenzimmer in Amerika eine Drohne hat, was verrückt erscheint, wird die Idee einfach nicht funktionieren." 

    Rücktritt des Ethikausschusses, Pausierung der Pläne

    Axon nehme die Warnungen durchaus ernst, teilte Smith in einer Stellungnahme gegenüber Protocol mit. Dennoch traten jetzt 9 der 13 Mitglieder des Ethikausschusses zurück. Deshalb pausiert Axon seine Arbeit an dem Projekt und "konzentriert sich auf den weiteren Austausch mit wichtigen Interessengruppen, um den besten Weg für die Zukunft zu finden", berichtet die "New York Times". Die Drohne hätte bereits 2024 auf den Markt kommen sollen.