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Tattoo-Projekt geht an die absolute Schmerzgrenze

Das "Brutal Black Project" will die Grenzen des Erträglichen ausloten: Wer sich hier stechen lässt, sollte Schmerzen ertragen können.

Heute Redaktion
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Egal was altgewordene TV-Kritiker oder Freikirchen-Verwandte erzählen wollen: Tattoos sind vollkommen in Ordnung, gesellschaftlich akzeptiert und längst auch im Mainstream angekommen.

Auf den Körpern von Hipstern sind wohl mehr Eulen versammelt als im Paketzentrum von Hogwarts. Da Tattoos beinahe schon zur Grundausrüstung eines Wohlfühl-Vegan-Hipsters gehören, muss natürlich eine Anti-These her. Im Falle des Körperkunst-Hypes heißt diese "Brutal Black Project". Und sie kommt ziemlich heftig daher.

Zwei Tätowierer, ein Opfer

Eine Tattoo-Session beim "Brutal Black Project" sieht aus wie folgt: Zwei Tätowierer widmen sich gleichzeitig dem Körper eines Opfers, wie die Nadelkünstler ihre Kunden nennen. Gestochen werden Kritzeleien oder Blackwork-Sujets – aber was genau auf dem Körper landet, ist zweitrangig. Denn im Zentrum steht das Tätowieren selbst: Der Schmerz, die Schreie, die Eingebungen der beiden Tätowierer.

"Unsere Sessions sind primitive Erfahrungen, die dazu führen sollten, dass wir unsere psychischen und mentalen Gefühle bis zum Letzten auskosten", erklärt uns Valerio Cancellier, einer der beiden Künstler, die das Projekt im Herbst 2015 lancierten. Die ersten "Brutal Black"-Sessions veranstalteten sie in Italien. Mittlerweile stechen sie aber überall in Europa und haben Verstärkung von einem deutschen Tätowierer erhalten.

Keine Unterbrechung bei Schmerzen

Wenn die Tätowierer zu hartem Metal-Sound den Körper ihrer Kunden rannehmen, gibt es keinen Ausweg mehr – egal wie schmerzhaft der Prozess verläuft. "Die Sessions können nicht wegen Schmerzen unterbrochen werden. Niemals!", meint Cancellier. "Wir machen keine Kompromisse." Wie die rechtliche Lage dafür aussieht, ist von Land zu Land unterschiedlich.

Offensichtlich wird schnell: Die Menschen, die sich bei ihm und seinem Kollegen Cammy Stewart unter die Nadel legen, müssen wohl ziemliche Freaks sein. Mit einem Besuch bei ihnen wollen diese ihre Grenzen entdecken, erklärt Cancellier: "Unsere Kunden suchen das echte, brutale Erlebnis. Sie stellen sich der Herausforderung, wir sind nur Gehilfen bei diesem Prozess."

Die Suche nach Emotionen

Die beiden Männer sehen ihre Arbeit auch als "Fuck You" gegenüber der Tattoo-Szene. "Was ist wichtiger? Einfach herumzuvögeln oder wahre Liebe zu finden?", fragt Cancellier. "Mit unserem Projekt suchen wir echte Emotionen. Das 'Brutal Black Project' kann man nicht kaufen – Es ist ein Lebensgefühl."

Die Tattoo-Sessions des "Brutal Black Projects" werden natürlich aufgezeichnet und ins Netz gestellt. Wer glaubt die Nerven dafür zu haben, kann dies mit dem Video unten testen. Und wer ganz hart ist – die Tätowierer freuen sich garantiert über neue "Opfer".

(dan)