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Teamchef Foda: "Das hat mich jedes Mal angekotzt"

ÖFB-Teamchef Franco Foda entlässt seine Spieler in den Urlaub – und zieht sein EM-Resümee. Mit einem klaren Auftrag an die Politik.

Erich Elsigan
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ÖFB-Teamchef Franco Foda
ÖFB-Teamchef Franco Foda
GEPA

"Es ist immer brutal beim Nationalteam. Am Ende gibt es einen Cut – und alle gehen ihre Wege. Nicht jeder wollte gleich weg." ÖFB-Teamchef Franco Foda entließ am Sonntag seine Mannschaft in die Freiheit. 31 Tage lang sah er David Alaba und Co. beim Frühstück, Mittag- und Abendessen, bildete mit der Truppe eine Corona-Blase. Nach dem EM-Aus gegen Italien und der Rückkehr aus London wurde sie aufgelöst.

"Es war eine schöne Zeit, die vier Wochen gingen schnell vorüber", gibt Foda zu. "Ich fühle mich topfit, bräuchte gar keinen Urlaub. Ich hatte geplant, noch länger bei der EM zu sein."

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    Das ÖFB-Team wird in Innsbruck feierlich empfangen.
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    Die "Squadra Azzurra" machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Österreich verlor im Achtelfinale nach 120 Minuten mit 1:2, gewann aber dank bärenstarker Leistung viele Sympathien. "Es war schön, auch aus dem Ausland Lob zu bekommen. Es war immer das Motto, Geschichte zu schreiben." Mehr als 300 Glückwunsch-Nachrichten gingen am Handy des 55-Jährigen ein. Unter anderen gratulierten auch ehemalige Weggefährten wie Reiner Calmund. "Das hat mich sehr gefreut", sagt Foda.

    Weniger gefreut hat ihn eine Entscheidung, die er vor jedem Match treffen musste. Die UEFA-Regel besagt, dass nur 23 der 26 Kader-Spieler nominiert werden dürfen. Also musste Foda stets drei Kicker auf die Tribüne setzen. "Es hat mich jedes Mal angekotzt, den Spielern das mitzuteilen. Das war sehr unangenehm, da es nicht aus Leistungsgründen passiert ist. Das sollte die UEFA überdenken.

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      Eine unglaublich starke Leistung gegen Italien reichte knapp nicht für den Aufstieg ins Viertelfinale. Wir haben die ÖFB-Stars in der Einzelkritik
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      Foda wirkt nach dem EM-Aus stolz und gelöst. Nach dem Schlusspfiff blickte er im Wembley-Stadion in den Londoner Nacht-Himmel. "Ich habe nochmal an das Tor von Marko gedacht, an diese emotionale Geschichte. Und ich musste an das denken, was ich vor dem Spiel der Mannschaft gesagt habe. Ich habe ihr gesagt, dass sie Italien besiegen kann. Wir lagen mit unserer Analyse fast richtig. Die Möglichkeit wäre da gewesen. Kleine Momente haben gefehlt. "

      Empfang am Flughafen

      Bei der Rückkehr nach Innsbruck wurde der ÖFB-Tross von Fans und Vizekanzler Werner Kogler empfangen. "Das zeigt dir, dass du vieles richtig gemacht hast. Die Mannschaft hat nicht nur mich, sondern ein ganzes Land beeindruckt."

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        Österreich gegen Italien: Die besten Bilder zum Durchklicken
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        Foda war so lange wie nie zuvor mit seinen Spielern zusammen. "Ich habe sie noch besser kennengelernt, es sind tolle Jungs. Wir hatten extrem viel Zeit für Gespräche, wir hatten viele Grill-Abende. Der Austausch war etwas entspannter als sonst."

        Quali für Katar nächstes Ziel

        Nach der EM ist allerdings auch vor der WM. Im Herbst geht die Quali für Katar 2022 weiter – und Österreich muss nach dem Fehlstart zu beginn ordentlich zulegen. "Wir müssen jetzt durchstarten, immer so spielen wie gestern", sagt Foda. "Bei einem Entwicklungsprozess gibt es immer wieder mal Rückschläge. Der nächste Schritt muss jetzt sein, auch Spiele gegen Top-Nationen zu gewinnen. Dass wir mithalten können, haben wir bewiesen."

        Große Veränderungen im Kader will er nicht vornehmen. "Die Mannschaft, die bei der EM war, hat sicher ein Plus. Aber wir werden natürlich die Augen offen halten, werden Spieler beobachten." Ein wichtiger Mann sei weiterhin Marko Arnautovic. "Er ist der Stimmungsmacher, hat eine unglaubliche Präsenz am Platz. Ich hoffe, er spielt bald wieder in Europa, wo auch immer." Bologna zeigt am China-Legionär bekanntlich Interesse.

        Foda hofft auf Nationalstadion

        Foda hofft, dass es durch das historische Erreichen des Achtelfinales in Österreich auch einen Boost in Sachen Infrastruktur gibt. "Da sind wir meilenweit hinten. Allein in Bukarest waren wir in drei verschiedenen Stadien. Wenn wir den nächsten Schritt gehen wollen, müssen wir nachlegen. Ein Kompetenzzentrum wäre am wichtigsten, mit Trainingsplätzen und Büroräumen. Und wir müssen uns über ein enges Nationalstadion Gedanken machen, dass wir nicht mehr wie Nomaden herumreisen müssen." 

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