"Heute"-Leser Enes (18) spazierte am Samstag gegen 19 Uhr über den Rennbahnweg und gönnte sich ein kaltes Getränk, um seinen Durst bei der sommerlichen Hitze zu löschen. Seelenruhig ging der Wiener durch Donaustadt und telefonierte in seiner Muttersprache Türkisch. Was Enes nicht wusste: Eine Gruppe von jungen Männern hatte ihn da bereits im Visier.
Mit einem Freund unterhielt sich der 18-Jährige, als eine Gruppe von fünf bis sieben maskierten Männern auf ihn zuging und ihm nachredete. "Ich habe gespürt, dass etwas passieren wird", berichtet Enes im "Heute"-Talk. Er schickte engen Freunden seinen Standort mit der Nachricht: "Ich bin in Gefahr".
Sekunden später folgten auf die Provokationen brutale Hiebe: Mit einem "Kick", wie Enes gegenüber "Heute" erklärt, stießen sie den jungen Mann zu Boden.
Dann schlugen die Unbekannten mit Faustschlägen und Tritten auf ihn ein. Der junge Wiener richtete sich mit aller Kraft auf, versuchte sich zu wehren. Dann schlug ein Rowdy mit einer Eisenstange so lange auf ihn ein, bis Enes die Kraft verließ.
Der 18-Jährige schrie um Hilfe, eine Dame kam dem Verletzten zu Hilfe. Die rabiate Gruppe flüchtete zeitgleich vom Rennbahnweg. Rasch kamen auch Einsatzkräfte der Wiener Polizei sowie Rettungssanitäter hinzu, mit Verletzungen am Kopf und am Oberkörper wurde Enes in ein Krankenhaus gebracht.
Tage später befindet sich der auszubildende Maurer noch immer im Krankenstand. Dass er auf offener Straße verprügelt wurde, weil er ein telefonisches Gespräch auf Türkisch geführt hatte, kann Enes nicht fassen:
„Man kann nicht einmal mehr mit der Familie Essen gehen, ohne sich sorgen zu müssen.“Enes (18)Über die Zustände in Wien
Der Verletzte möchte niemanden verurteilen, klar ist für ihn aber: Die Tätergruppierung sprach in arabischer Sprache. Enes hatte die junge Täterschaft noch nie zuvor gesehen, doch fest steht: Seit Wochen eskaliert ein blutiger Konflikt in der Wiener Migranten-Community zwischen Tschetschenen, Türken und Syrern – "Heute" berichtete.
Wie die Wiener Polizei in einer Pressekonferenz bei der Ubahn-Station Jägerstraße klarstellte, sei der blutige Bandenstreit zwischen strenggläubigen Tschetschenen und "Arabern" nach einem Messer-Angriff im Arthaberpark in Favoriten ausgeartet – mehr dazu hier.
Die Altersstruktur der Tätergruppen wird von der Polizei auf rund 15-25 Jahre geschätzt. In den wochenlangen Streitigkeiten wurde spätestens Anfang Juli auch die türkische Community involviert: Beim Public Viewing am Hauptbahnhof in Wien während der EM gingen dutzende Unbekannte mit prosyrischen und prokurdischen Parolen auf Türkei-Fans los. Die Polizei-Bilanz an besagtem Abend: 18 verletzte Personen.
In verschiedenen sozialen Medien berichten vermeintliche Betroffene in Gruppen-Chats mitunter darüber, dass junge Männer gezielt auf Personen losgehen, die auf offener Straße Türkisch sprechen.