Panisch sprangen am Abend des 3. März mehrere Menschengruppen am Wiener Graben in letzter Sekunde zur Seite. Auch Gästen des bekannten "Schwarzen Kameel" musste der Schreck ins Mark gefahren sein, als direkt vor ihnen ein weißer Lieferwagen vorbeifuhr – mitten durch die Fußgängerzone. "Ich bin überall hingefahren, wo grün war. Dass ich in der Fußgängerzone war, merkte ich gar nicht", erklärte der psychisch kranke Lenker am Dienstag vor Gericht, wo sein Prozess wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung stattfand.
Die Bilder furchtbarer Anschläge aus Deutschland vor den Augen, hatte ein zufällig anwesender Polizist blitzschnell reagiert und versucht, den verwirrt wirkenden Fahrer anzuhalten – vergeblich. Der Betrunkene ließ sich durch nichts und niemanden aufhalten.
"Die Fahrt endete erst in der Pestsäule", weil er mit dem zuvor auf einer Baustelle gestohlenen Bus "am Sockel steckenblieb", schilderte die Staatsanwältin den Abend, an dem in Wien Terror-Alarm ausgelöst wurde. "I wollt dort dagegen fahren und hob über nix nachgedacht", erklärte der ehemalige Berufssoldat und späterer Kameramann dem Richter. Der Schlüssel habe sich im Wagen befunden, "ich dachte, das Auto sei für mich dort gestanden", erklärte er.
Weil beim 36-jährigen Salzburger in der Haft eine bipolare Störung diagnostiziert wurde, gilt er als nicht schuldfähig. Für die Amokfahrt, die er offenbar nicht geplant hatte, konnte er daher nicht belangt werden. "Wie gehts Ihnen denn?", wollte der Rat wissen. "Ich bin ein anderer Mensch", zeigte sich der 36-Jährige, bei dem die Medikamente nun wirken würden, geläutert und erklärte: "Ich wollte niemanden verletzen". Er fahre eben gerne Auto, sei eigentlich ein guter Fahrer. "Aber Führerschein haben’S keinen mehr gehabt", belehrte ihn der Richter. "Ja, den haben’s mir abgenommen, weil ich einen Feuerwehr-Oldtimer aus der Kaserne gestohlen habe", gab der muskulöse Brillenträger zu.
Der Vorfall, bei dem er an seine Ex-Arbeitsstelle eingedrungen und mit dem Fahrzeug aus der militärischen Liegenschaft gerast war, um eine "Weltreise zu machen", schaffte es zwar medial nicht in die Schlagzeilen. Dennoch hätten schon damals alle Alarmglocken schrillen müssen. Die Psychiaterin hält den Salzburger in ihrem Gutachten definitiv für gefährlich. Er und sein Verteidiger wünschten sich eine bedingte Einweisung mit Behandlungsmöglichkeiten draußen. Dem wurde nicht gefolgt. Die Entscheidung des Senats erging auf unbedingte Unterbringung aufgrund einer schweren Nötigung, nicht rechtskräftig.