Terror in Wien

Terror in Wien: Wie spreche ich mit meinem Kind darüber

Wie soll man Kindern Geschehnisse wie einen Terror-Anschlag erklären, die man selbst nicht fassen kann? "Rat auf Draht" gibt Tipps.

Christine Ziechert
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Gerade in unsicheren Zeiten benötigen Kinder verstärkt das Gefühl von Sicherheit.
Gerade in unsicheren Zeiten benötigen Kinder verstärkt das Gefühl von Sicherheit.
istock/Symbolbild

"Bereits in der Nacht haben uns zahlreiche Anrufe von jungen Menschen erreicht", sagt Birgit Satke, Leiterin von "Rat auf Draht" (Notrufnummer 147). "Jugendliche berichteten von großen Ängsten, konnten nicht schlafen und sorgten sich um Freundinnen und Freunde, die sie noch nicht erreichen konnten."

In einem solchen Ausnahmezustand sind niederschwellige Beratungsangebote wie "Rat auf Draht" besonders wichtig. Um wie immer für alle Kinder, Jugendlichen und ihre Bezugspersonen rund um die Uhr kostenlos und anonym erreichbar zu sein, ist die Helpline auf Spenden angewiesen. "Viele junge Menschen wollen in einem solchen Moment mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht allein sein. Wir sind da, wenn Kinder und Jugendliche jetzt jemanden zum Reden brauchen."

Gewalt-Videos vermeiden

Sehr rasant sind gestern Videos und Bilder des Anschlags und der Verletzten, direkt bei den Kindern und Jugendlichen gelandet. "Diese Videos wurden über WhatsApp verbreitet und auf der bei Kindern und Jugendlichen beliebten Plattform TikTok geteilt. Noch in der Nacht haben wir gemeinsam mit saferinternet.at begonnen, so viele dieser Videos wie möglich, auf den Plattformen zu melden.

Und auch viele Eltern haben sich bereits in der Nacht gemeldet, weil sie wissen wollen, wie sie ihren Kindern in dieser schwierigen und chaotischen Zeit Halt geben können. Hier die wichtigsten Tipps, wie Sie Ihre Kinder in der aktuellen Situation unterstützen können:

1
Besprechen Sie das Geschehene

Sprechen Sie aktiv und sachlich über die Vorfälle, ohne dabei zu übertreiben oder Ängste zu verstärken. Versuchen Sie jedoch die Situation nicht herunterzuspielen oder abzuschwächen. Momentan sind die Geschehnisse omnipräsent und werden über verschiedenste Medien kommuniziert. Achten Sie darauf, dass Kinder unter zehn Jahren auf keinen Fall alleine Nachrichtensendungen ansehen – Bilder brennen sich ein.

2
Vorsicht vor Gewalt-Videos

Kinder und Jugendliche bekommen gerade viele Videos, die Gewalt zeigen, über WhatsApp und andere Dienste geschickt. Sprechen Sie das aktiv an. Besprechen Sie mit Jugendlichen, dass solche Bilder sehr starke Gefühle auslösen können. Regen Sie an, sie sich gar nicht erst anzusehen und nicht weiterzuleiten. Sie sollen nicht auch noch anderen Angst machen!

3
Bei den Fakten bleiben

Grundsätzlich gilt immer: Bleiben Sie bei den Fakten! Egal, ob mit Ihrem Kind oder im Gespräch mit Bekannten – verbreiten Sie keine unbestätigten Gerüchte, sondern verfolgen Sie den aktuellen Erkenntnisstand der Polizei und der Regierung. Verbreiten Sie weder ungesicherte Informationen, noch Videos oder Bilder.

4
Ehrlich, aber ohne Einzelheiten

Seien Sie ehrlich zu Ihrem Kind. Beantworten Sie Fragen und reden Sie über die Geschehnisse. Auf das Beschreiben grausamer Szenen oder Details sollten Sie aber in jedem Fall verzichten. Sie erzeugen Bilder im Kopf, die sich viel stärker einprägen als eine reine Erklärung der Vorfälle. Albträume und große Angst können die Folge sein. Das Wichtigste ist, Ihr Kind nicht in Panik zu versetzen, sondern ruhig zu bleiben. Eltern können zum Beispiel auch vermitteln, dass die meisten Menschen in Wien nicht unmittelbar von den schrecklichen Taten betroffen waren, und dass für sie das Leben weitergeht. Das hilft Kindern, nach vorne zu schauen.

5
Sicherheit vermitteln

Terrornachrichten lösen Unsicherheit und Ängste aus – erklären Sie in kindgerechter und altersadäquater Sprache, was passiert ist und vermitteln Sie ihrem Kind, was momentan dafür getan wird, dass wir in Sicherheit sind. Erklären Sie, dass die Rettung und Polizei mit vereinten Kräften daran arbeitet, die Situation zu lösen. Versuchen Sie, auch wenn es schwer erscheint, ihre gewohnte Routine fortzuführen und den Tagesablauf so normal wie möglich zu gestalten.

6
Gefühle ernst nehmen

Ruhe bewahren ist wichtig – doch nehmen Sie Angst- und Trauergefühle Ihres Kindes unbedingt ernst. Die Gefühle und Gedanken sollten auf keinen Fall heruntergespielt, sondern aktiv wahrgenommen werden. Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich fühlt und hören Sie ihm zu. Wenn Kinder spüren, dass jemand für sie da ist und Anteil an ihren Gefühlen nimmt, können sie sich besser entspannen und die Situation verarbeiten.

7
Ablenken

Viele Kinder in Wien sind heute von der Schule zu Hause geblieben. Nehmen Sie sich Zeit und beschäftigen Sie sich aktiv mit Ihrem Kind. Vielleicht können sie gemeinsam etwas basteln oder ein Spiel spielen. Ablenkung und Zerstreuung tut uns im Moment allen gut!

8
Unbedingt Hilfe annehmen

Fragen, Ängste oder Unsicherheiten sind in solchen Ausnahmesituationen ganz normal. Auch für Erwachsene. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen! Manches lässt sich innerhalb der Familie nicht beantwortet oder lösen – hier stehen professionelle Angebote und Helplines zur Seite. Zögern Sie nicht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Und diese bietet etwa auch der Psychosoziale Dienst (PSD) an. In einem auf Twitter veröffentlichten Video erklärt PSD-Mitarbeiter Patrick Frottier, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, ebenfalls, wie man mit Kindern und Jugendlichen in dieser Ausnahmesituation umgeht. "Die Eltern müssen dem Kind das Gefühl geben, an einem sicheren Ort zu sein. Sie sollen dabei selbst eine gewisse Ruhe ausstrahlen", meint der Mediziner. Neben dem Vermitteln von Sicherheit ist es zudem wichtig, nur gesichertes Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben.

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