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Thiem: Sechs Gründe für das Wunder gegen Nadal

Heute Redaktion
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Nadal oder Thiem? Wer zieht in das Finale der French Open ein? Diese sechs Faktoren entscheiden über Sieg oder Niederlage im Halbfinal-Schlager von Paris.

Das Stadion:

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Der Court Philippe Chatrier ist riesig – der größte Tennisplatz auf diesem Planeten. Ein Vorteil für den Verteidigungskünstler Nadal. Hinter der Grundlinie hat er 10 Meter Platz zum Verteidigen. „Winner gegen ihn sind hier fast unmöglich", schimpfte Novak Djokovic die letzten Jahre in Paris. Roger Federer reiste deshalb sogar früher nach Paris, um sich an die Ausmaße zu gewöhnen. Thiem-Coach Günter Bresnik stellt klar: „Du kannst dich verirren auf diesem Platz." Thiem spielt den Faktor aber herunter. „Er hat mehr Auslauf, aber im Endeffekt ist jeder Tennisplatz gleich groß. Nach ein paar Games wird diese Unerfahrenheit wegfallen."

Die Taktik:

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Thiem hat heute ein Rezept! Mit der Offensivtaktik von Coach Günter Bresnik (li.) schlug er vor drei Wochen Nadal in Rom klar in zwei Sätzen – 6:3, 6:4. Thiems Schläge waren laut Computer-Messungen im Schnitt 20 km/h schneller als die von Nadal. Das ist der Plan auch heute. Risiko und Tempo! In einem Match über drei Gewinnsätze ist das freilich schwerer durchzuziehen. „Ich muss wieder einen Supertag erwischen", sagt Thiem. „Aber in Rom war das schon sehr viel Risiko. Das funktioniert nicht jeden Tag." Im Team Nadal tüftelten vier Leute, allen voran Carlos Moya (re.), am Matchplan. Sie werden aus der Niederlage in Rom ihre Lehren gezogen. Thiem-Coach Bresnik: „Der Nadal-Clan hat Dominic bereits seit vier Jahren am Radar."

Der Druck:

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Thiem hat weniger zu verlieren! „Nadal ist der Favorit", sagt er. „Er ist in Bestform. Vielleicht ist er sogar so gut wie nie." Thiem steht wie im Vorjahr im Semifinale, trotzdem ist alles anders. „Letztes Jahr war ich mit dem Erreichten zufrieden, heuer ist das anders." Schon als Bub träumte er von solchen Matches und vom Sieg in Paris. Als Siebenjähriger schoss er den ganzen Tag den Ball gegen die Mauer. „Er konnte keine Sekunde ruhig sitzen", erzählt Coach Bresnik. Was wenige wissen: 2011 stand Thiem bereits bei den Junioren in Paris im Endspiel – und verlor. „Meine bitterste Pleite", meint er. Heute geht es um den größten Sieg.

Die Erfahrung:

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Das ist der größte Vorteil Nadals – wie die Statistik verdeutlicht. Nadal hat 72 Turniere gewonnen, 14 Grand Slam-Titel geholt. Speziell in Paris ist Nadal (fast) unschlagbar. Seit 2003 verlor er von 79 Matches ganze zwei Partien – gegen Söderling (2009) und Djokovic (2015). Heuer kann er Geschichte schreiben. Er kämpft um „La Decima" – den zehnten Titel bei den French Open. Aber Nadal warnt vor Thiem. „Er schlägt den Ball sehr hart und ist auf beiden Seiten voller Power. In Rom hat er mich in Schwierigkeiten gebracht. Das muss ich vermeiden. Ich muss ihn in unangenehme Positionen bringen." Thiem sagt: „Zuletzt habe ich, nachdem ich einen großen Spieler geschlagen habe, nicht gut gespielt. Das muss ich ändern. Ich hoffe, es gelingt mir."

Die Vorhand:

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Heute treffen nicht nur die besten Sandplatz-Spieler, sondern auch die besten Spin-Vorhände aufeinander. Wer mit diesem Schlag die Kontrolle über das Spiel übernimmt, wird in das Finale der French Open einziehen. Bei Nadals Schlägen wurden bis zu 5.000 Umdrehungen pro Minute am Ball gemessen. Laut Bresnik sind die Werte bei Thiem noch höher. Thiem selbst sieht die Vorhand von Nadal noch im Vorteil: „Es gibt noch einige Sachen, wo seine Vorhand um einiges besser ist. Er spielt den inside-out viel selbstverständlicher."

Der Körper:

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„Dominic ist ein Mann geworden. Er steht jetzt körperlich da wie ein Büffel", sagt Bresnik über Thiem. Nadal steht aber noch eine Stufe drüber. „Das ist ein Löwe", sagt Bresnik. Bei keinem Turnier ist die körperliche Komponente so entscheidend wie bei den French Open. Thiem und Nadal haben bisher keinen Satz im Turnier abgegeben – deshalb wird es physisch ein Duell auf Augenhöhe.

(mh)

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