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Thomas Morgenstern - Der Super-Adler sagt Adieu

Heute Redaktion
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Ein Großer des österreichischen Sports sagt Adieu: Etwas mehr als ein Monat vor seinem 28. Geburtstag stellt der dreifache Skisprung-Olympiasieger und elffache Weltmeister Thomas Morgenstern seine Latten nun doch ins Eck. Eine ereignisreiche vergangene Saison mit zwei schweren Stürzen, vor allem jenem am 10. Jänner 2014 im Training auf der Flugschanze auf dem Kulm, hat ihn dazu bewogen.

Ein Großer des auf dem Kulm, hat ihn dazu bewogen.

Ein Sturz, in die Schlagzeilen.

steht er nun als zweiterfolgreichster Olympia-Sportler  Österreichs da.

nach den Olympischen Spielen vorzeitig. Er wollte sich völlig auskurieren und über seine sportliche Zukunft nachdenken. Es folgte die nächste emotionale Achterbahn-Fahrt: Der Wunsch zur Rückkehr in den geliebten Sport war da, der Respekt aber auch. Morgenstern trainierte sich zwar wieder zu körperlicher Topform, doch gerade in diesem auch gefährlichen Sport spielt sich eben sehr viel auch im Kopf ab. Nicht zuletzt beim Blick auf seine großartige Laufbahn fehlte wohl die letzte Motivation, sich der vorhandenen Angst, speziell vor großen Schanzen, noch einmal zu stellen.

Die Triumph-Saison 2010/11

Seine letzten ganz großen Einzel-Triumphe feierte Morgenstern in der Saison 2010/11, in der er noch einmal groß abräumte. Neben seinem einzigen Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee (dazu drei zweite Plätze, einen davon 2013/14) sowie dem zweiten Weltcup-Gesamtsieg holte sich der damals 24-jährige Kärntner auf der Normalschanze in Oslo endlich auch die ihm noch fehlende Einzel-Goldmedaille bei Nordischen Weltmeisterschaften.

Zwei Jahre zuvor war er, den Sieg im WM-Normalschanzenbewerb vor Augen, im Auslauf gestürzt. Gold ging damals an Wolfgang Loitzl vor Gregor Schlierenzauer. Es hätte in Liberec ein historischer ÖSV-WM-Triplesieg mit ihm an der Spitze werden können. Doch das war nur einer von mehreren Rückschlägen im sonst so erfolgreichen Sportlerleben Morgensterns.

 

It's time to say good bye! Thank you for 12 amazing years! You are the best! Read more on
— Thomas Morgenstern (@MorgensternT)
Die Wandlung vom "Morgi" zum "Thomas" auf der nächsten Seite:

Erster Weltcup 2002

Eine Karriere, die bei der Vierschanzen-Tournee Ende Dezember 2002 in Oberstdorf begonnen hatte. "Das war etwas ganz Besonderes, da reinzukommen und Vorbilder wie Goldberger, Höllwarth, Widhölzl in der eigenen Mannschaft zu haben", erinnerte er sich einmal. Am Beginn sei er nervös gewesen, mit ihnen zu reden. "Wenn ich mir jetzt Bilder von damals anschaue, denke ich mir: 'Hey, da ist einiges weiter gegangen bei dir'."

Schon zwei Wochen später wusste jeder Beobachter, welch ein Riesentalent dieser Thomas Morgenstern hat. Als 17-Jähriger feierte er am 11. Jänner 2003 in Liberec seinen ersten von insgesamt 23 Weltcup-Siegen. "Ich war damals wie in einer anderen Welt, wie im Traum, es war einer der schönsten Momente meines Lebens", erinnerte sich der Kärntner einmal.

Wie nahe im Sport Triumph und Schmerz beieinander liegen können, erfuhr Morgenstern schon knapp zehn Monate später. Am 29. November 2003 stürzte er in Kuusamo zum ersten Mal richtig schwer. "Es war ein spektakulärer Sturz, da habe ich es sogar in die New York Times geschafft", scherzte er Jahre später . "Ich sehe das irgendwie als Startschuss für meine Karriere, da habe ich sehr viel daraus gelernt."

Spitzensport als Lebensschule

Die Jahre im Spitzensport waren für ihn überhaupt eine große Lebensschule. Die - wie er zuletzt nur noch genannt werden wollte - war da nur ein äußeres Anzeichen. Private Entwicklungen nach der Geburt seiner Tochter Lilly, die ihn in der Medienlandschaft zumindest vorübergehend die Rolle als "everybodys darling" gekostet haben, aber vor allem eben jene Vaterrolle seit Weihnachten 2012 haben Morgenstern geprägt.

Seine erste Medaille holte der zweifache Weltcup-Gesamtsieger 2004 mit der Mannschaft bei der Skiflug-WM in Planica (Bronze), die erste(n) Goldmedaille(n) mit der Mannschaft bei der WM 2005 in Oberstdorf. "Dann ist eh schon Turin gekommen. Das war mein erster riesengroßer Erfolg - ich habe sozusagen mit dem größten Erfolg begonnen", erinnert er sich. Dort schlug er Andreas Kofler von der Großschanze hauchdünn um einen Zehntelpunkt, und holte Seite an Seite mit ihm auch noch Olympia-Gold mit der Mannschaft. Vier Jahre später gelang dies den ÖSV-Adlern, die seit 2005 in Mannschaftsbewerben bei Großereignissen ungeschlagen waren, auch in Vancouver/Whistler.

Das Talent des Kärntners hatte schon der frühere ÖSV-Cheftrainer Hannu Lepistö erkannt und ihn mit dem großen Matti Nykänen verglichen. Auch Toni Innauer sprach schon bald von einem "Rohdiamanten". Geboren in Spittal/Drau, wohnhaft in Seeboden, blieb Morgenstern seiner unbekümmerten Art stets treu. Bekannt für seine deftigen, lockeren Sprüche fand er viele Fans und wurde auch zweimal zum Sportler des Jahres ausgezeichnet.

Traum vom Fliegen

Der Traum vom Fliegen hat ihn 2008 zu einer Kurskorrektur veranlasst. Morgenstern ließ seine bereits begonnene Polizistenausbildung sausen und darf seither auch ohne Ski an den Füßen abheben: Er ist ausgebildeter Pilot.

Seine "Pilotenausbildung" auf den Schanzen der Welt hat freilich viel früher begonnen. "Ich bin über das Toni-Innauer-Skifest in Bad Kleinkirchheim zum Skispringen gekommen", erzählte Morgenstern, der aus einer sehr sportlichen Familie kommt. U.a. war sein Onkel väterlicherseits, Alois Morgenstern, 1976 Olympia-Siebenter im alpinen Slalom. Thomas Morgenstern hat sich mit seinen Erfolgen, aber auch seinem Wesen einen Fixplatz in Österreichs Sportgeschichte ersprungen. Nicht nur der Skisprung-Zirkus wird den Kärntner vermissen.

Die größten Erfolge von "Morgi" auf Seite 3:

Thomas Morgensterns größte Erfolge

Olympia (3-1-0):

Gold Einzel und Team 2006 Turin Großschanze

Gold 2010 Vancouver Teambewerb

Silber 2014 Sotschi Teambewerb

WM (8-2-1):

Gold Einzel 2011 Oslo Normalschanze

Gold Team 2005 Oberstdorf, 2007 Sapporo, 2009 Liberec und 2011 Oslo jeweils Großschanze, Oberstdorf 2005 und Oslo 2011 jeweils Normalschanze

Gold Team 2013 Val di Fiemme

Silber Einzel 2011 Oslo Großschanze, Silber Mixed 2013 Val di Fiemme Normalschanze

Bronze Einzel 2007 Sapporo Normalschanze

Skiflug-WM (3-0-2):

Gold Team 2008 Oberstdorf, 2010 Planica und 2012 Vikersund

Bronze Einzel 2006 Kulm und Team 2004 Planica

Junioren-WM:

Gold Einzel 2003, Team 2003 und 2004

Silber Einzel 2004

Weltcup: 23 Siege; Zweifacher Gesamtsieger (2007/08 und 2010/11)

Vierschanzen-Tournee: Sieger 2010/11; Gesamt-2. 2007/08, 2011/12 und 2013/14

Auszeichnungen: Österreichs Sportler des Jahres 2008 und 2011

Der Live-Ticker zur Pressekonferenz zum Nachlesen auf der nächsten Seite:

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