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Familie darf Covid-Opfer nicht mal Toten-Anzug anziehen

Traurige Weihnachten für eine 22-jährige Wienerin: Sanjas Vater starb mit dem Coronavirus und der Abschied geht unter die Haut.

Rhea Schlager
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Sanja R. verlor ihren Vater (66): Er starb an den Folgen des Coronavirus.
Sanja R. verlor ihren Vater (66): Er starb an den Folgen des Coronavirus.
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"Ich weiß nicht mehr weiter und bin sehr traurig. Mein Vater ist vergangenen Freitag im Krankenhaus verstorben." So sind die ersten Worte der 22-jährigen Sanja R., dessen Vater (66) vor wenigen Tagen an den Folgen des Coronavirus verstorben ist. "Er war ein sehr guter Mann und toller Vater", erzählt die junge Wienerin. Doch dieses Jahr wird sein Platz am Weihnachtstisch leer bleiben müssen. 

Der schwere Schicksalsschlag ist nicht die einzige Hürde, der sich Sanja R. und ihre Familie jetzt stellen muss. "Für seine Beerdigung haben wir einen schönen Anzug gekauft, der meinem Vater bestimmt gut gefallen hätte. So wollten wir ihm die letzte Ehre erweisen, wie es sich eben gehört. Aber die Pathologie hat sich geweigert, ihm diesen anzuziehen." Im Krankenhaus erklärte man den trauenden Angehörigen, dass die Leichen verstorbener Covid-19-Patienten noch infektiös wären, daher könne man dem Wunsch der Familie nicht nachkommen. 

"Uns wird verwehrt, ihm die letzte Ehre zu erweisen"

"Jetzt liegt mein Vater in einem Leichensack und das vollkommen nackt", erzählt sie im Gespräch mit "Heute" weiter. Genauso wird er jetzt auch an das Bestattungsinstitut gebracht, ehe er zu Grabe getragen wird. Sanja R. versteht nicht, warum Ärzte mit Schutzkleidung zu den infektiösen Covid-19-Patienten dürfen, aber ihrem Vater die letzte Ehre verwehrt wird. Die 22-Jährige hat sogar angeboten, ihn selbst anzuziehen: "Immerhin durfte ich ja auch einen Tag vor seinem Tod zu ihm." Aber auch das ist aufgrund des Infektionsrisikos strengstens verboten.

Für die religiöse Wienerin ist die Vorstellung, ihren Vater so begraben zu müssen, kaum auszuhalten. "Wenn man miterleben muss, dass ein geliebter Mensch nach seinem Tod wie Abfall behandelt wird, dann ist man nicht nur verzweifelt, sondern auch hilflos“, so die trauernde Tochter.

Gesundheitsverbund: Leichen sind weiterhin infektiös

Sprecher des Gesundheitsverbundes, Markus Pederiva, weiß, wie schwierig die Situation für die Hinterbliebenen ist: "Wir haben größtes Verständnis dafür, dass die Pandemie-Situation für alle Betroffenen mehr als schwierig ist. Am Schlimmsten natürlich für die Angehörigen Verstorbener, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kliniken."

Bei Infektionskrankheiten wie dem Coronavirus müssen strenge Hygieneregeln im Umgang mit Leichnamen eingehalten werden, die vom Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz aufgestellt werden. "Der Infektionsschutz steht hier an oberster Stelle. Es ist uns sehr wichtig, dass wir auch in der Pandemie-Situation den Hinterbliebenen eine Verabschiedung ermöglichen, da wir wissen, wie wichtig die persönliche Abschiednahme ist", so Pederiva gegenüber "Heute".

Das Ankleiden der Leichname mit mitgebrachter Kleidung ist allerdings aus Gründen des Infektionsschutzes leider nicht möglich. Die Toten werden nach der Leichenbeschau in einen Sack gelegt und dürfen danach auch nicht mehr aufgebahrt werden. 

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