Purer Wahnsinn in Rom! Die Schlussminuten der Europa-League-Partie zwischen der AS Roma und dem OSC Lille hatten es in sich - im "Stadio Olimpico" spielte sich ein echtes Drama ab. Doch alles der Reihe nach: Lille ging bereits in der Anfangsphase in Führung. Nach einem Ballverlust des Heimteams brachte Hakon Haraldsson die Gäste in der 6. Minute auf die Siegerstraße.
Der gefeierte Held an dem Abend war aber ein anderer LOSC-Profi: Berke Özer. Der Schlussmann der Franzosen parierte innerhalb von drei Minuten (82., 84. und 85.) drei Elfmeter (!) und rettete seinem Team den 1:0-Sieg. Damit löste der Türke ein Versprechen ein, das er zuvor seiner Verlobten gegeben hatte.
Die Gäste bekamen nach einem Handspiel einen Strafstoß zugesprochen. Zunächst trat Stürmer Artem Dovbyk an und scheiterte mit seinem schwachen Versuch an Özer. Aber: Weil zwei Franzosen zu früh in den Strafraum gelaufen sind, musste der Elfmeter wiederholt werden. Erneut trat Dovbyk an, erneut hielt Özer - doch diesmal hatte sich der türkische Torwart klar zu früh von der Linie bewegt. Also wurde der Elfmeter erneut wiederholt.
Beim ukrainischen Stürmer lagen nach den zwei vergebenen Versuchen die Nerven blank, weshalb dieses Mal der Argentinier Matias Soule übernahm. Doch auch er fand seinen Meister im Schlussmann von Lille, der regelkonform parierte und endgültig zum Helden für die Gäste avancierte.
"Es war wie ein Traum für mich", erzählte Özer hinterher: "Ich wusste, dass ich den ersten Elfmeter halten würde, aber die anderen beiden - das war wirklich unglaublich. Ich kann es kaum fassen." Der 25 Jahre alte türkische Nationaltorhüter, der im August zu Lille gewechselt war, berichtete, seiner Verlobten vor dem Spiel versprochen zu haben, kein Tor zu kassieren. "Dass es so kommen würde, hätte ich nicht gedacht."
"Wenn es einen vierten Elfmeter gegeben hätte, hätte ich auch den gehalten", scherzte Özer anschließend. Lille-Trainer Bruno Genesio lobte die herausragende Leistung seines Torhüters und sagte, er habe so etwas "noch nie erlebt".