Ein KI-Video von Christopher Pelkeys Familie sorgt im Gerichtssaal und im Netz für Aufsehen. Es zeigt den Getöteten als Avatar mit seiner Stimme und seinem Gesicht – vier Jahre nach seinem Tod.
Das Video kombiniert reale Aufnahmen mit KI-generierten Sequenzen. Der Avatar wendet sich direkt an den Mann, der ihn getötet hat: "Schade, dass wir uns unter diesen Umständen begegnet sind. In einem anderen Leben wären wir vermutlich Freunde geworden. Ich glaube an Vergebung."
Ein anderer Teil des Videos zeigt Pelkey als alten Mann – eine Zukunft, die ihm verwehrt blieb. Die generierte Stimme sagt: "Altwerden ist ein Geschenk."
Erstellt wurde das Video von Pelkeys Schwester und ihrem Mann. Vor Gericht wurde es als Teil der Anhörung gezeigt.
Der Richter sprach den Angeklagten des Totschlags schuldig und verhängte zehn Jahre und sechs Monate Haft – ein Jahr mehr als von der Staatsanwaltschaft gefordert. In seiner Urteilsbegründung verwies er ausdrücklich auf das Video.
Die Familie veröffentlichte das Video später auf Youtube. Dort sind viele Reaktionen kritisch. Einige Nutzer werfen der Familie vor, das Andenken Pelkeys zu instrumentalisieren.
Ein User kommentiert: "Ich empfinde Mitgefühl für Deinen Verlust, aber Du solltest Dich abgrundtief schämen, so etwas zu tun." Ein anderer nennt das Video gar "krank". Einige Kommentare gehen dabei sehr weit – sie werfen der Familie vor, den Toten zu benutzen, um dem Täter öffentlich zu vergeben.
Während Pelkeys Avatar ein Einzelfall ist, ist der Einsatz von KI vor Gericht in Arizona bereits Teil des Systems. Seit einem Monat lässt der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaats KI-generierte Figuren Urteile erklären – etwa in Videos auf der Webseite des Gerichts.
Es ist das erste Gericht eines US-Bundesstaats, das KI-Avatare auf diese Weise einsetzt. Ziel sei es, die Justiz verständlicher und bürgernäher zu machen.
KI könne die Justiz effizienter machen und Laien helfen, sich besser zu erklären, sagt Oberrichterin von Arizona Ann Timmer. Das Gericht interessiere sich deshalb stark für die Technologie. Doch falsch eingesetzt könne KI der Justiz schaden. "Wir brauchen einen maßvollen Umgang", so Timmer. Ein Komitee prüft nun den Einsatz – und gibt Empfehlungen. Wer KI nutzt, trägt die Verantwortung.